Mittwoch, 2. Januar 2013

Seetag - Farewell für die Britischen Gäste


Heute Nacht wurde uns ja wieder eine Stunde „geklaut“ – wir fahren nach Spanien ! Aber Gott sei Dank ist Seetag, da fällt das rein rechnerisch nicht so sehr ins Gewicht.
Dennoch geht um 08:00 der Wecker nach einer extra-unruhigen Nacht. Ich glaub, ich hab nur max. 2h am Stück geschlafen. Schnarchen, trockener Hals, aufstehen, was trinken, Ricola-Bonbons einwerfen, wieder hin legen, weiter rumnesteln und dann doch vielleicht wieder schlafen, wieder mit komplett trockenem Hals aufwachen usw. ... Dass Thomas heute Nacht nicht die Scheidung eingereicht hat, war ein Wunder... Mein Geschnarche ist sonst schon nur wirklich zu ertragen, wenn er schneller einschläft als ich, oder mir irgendwie im richtigen Moment das Kopfkissen wegzieht und ich mich dabei grad noch umdrehe und durch die andere Lage dann der Geräuschpegel merklich abnimmt, aber wenn da noch ‘ne Erkältung dazu kommt, dann wird das sehr „unlustig“.

Gut, hab ich wohlweisslich die Myrrhe-Tinktur wieder mitgebracht, also nichts wie ein warmes Glas Wasser und da rein 10 Tropfen davon und gurgeln, und zwar ausgiebigst.

Einigermassen halbwegs hergestellt zuckeln wir ins Britannia zum Frühstück, und lassen uns ordentlich bedienen mit Blick über ein paar Tische auf’s Wasser.
 Thomas verzieht sich danach in den Wintergarten, ich geh in die Kabine und hol den Laptop, dass ich nachher wieder weiter schreiben kann und sehe auf dem Weg im Deck 3 von den Royal Arcades runter im Queens Room den Tanzkurs im „Line Dance“. Fleissig und flott, alle miteinander, toll !
Um 11:00 ist für mich Früchte- + Gemüseschnitzen angesagt. Da freu ich mich schon drauf und bin gespannt, wie gut die diesmal sind. Es gibt ja Unterschiede.

Uns wurde während den Anfängen der Demonstration erklärt, dass der eine (steht rechts und wirkt optisch etwas älter) seit 16 Jahren auf See ist und eine Goldmedaille im Schnitzen hat. Der andere (optisch jüngere) ist fast 18 Jahre auf See (seit er 22 ist) und hält 2 Goldmedaillen, 4 Silber und 3 Bronze... na denn... gut, hat er die nicht alle um den Hals, sonst wär das hinderlich bei der Arbeit.
Beide gestalten die Arbeiten schön kurzweilig, sodass immer einer irgendwie gleich fertig ist und was zeigen kann. Sie sind schon hoch konzentriert, denn bei so Demo-Arbeiten sollte nach Möglichkeit ja nichts schief gehen, ist wie bei einem Wettkampf... In der Küche für sich alleine ist das dann etwas lockerer und freier.
soll noch mal einer sagen, Karotten, Rettich, Radieschen und Rote Beete könnten nicht schön sein...

Die Ergebnisse der 30 Minuten Schauschnitzerei sind dann später auch noch im Lido einzeln verteilt und gut wirkungsvoll auf den Buffets ausgestellt. Klasse !
Mit einem Berg Fotos in der Kamera pack ich meinen Laptop und verziehe mich ins Lido um dann vor dem grossen Ansturm ein bissel Mittagessen zu bekommen und vor allen Dingen schon mal in die Nähe der Steckdosentische zu rücken, denn die sind in der Regel, weil am Fenster, belegt. Da geht’s nur über Warteposition in zweiter Reihe – je nach Betrieb.

Es wird auch schon deutlich kühler. Ich hock tatsächlich mit Strickjacke da. Draussen sind’s „nur“ noch 16°C und teils strahlende Sonne und blauer Himmel oder aber auch dicke Wolken, alles dunkel und das Meer schillert dann bräunlich. Wellen haben wir 3,5m hohe, die spüren wir auch hie und da, und auch, dass die Queen Victoria ihre „Pedals“ – die Stabilisatoren – ausgefahren hat, denn die Rollbewegungen werden sehr schnell wieder abgefangen und das Schiff gleitet weiter friedlich stampfend dahin.

So, jetzt sollte ich auch noch mal in die Mailbox rein schauen und dann Füsse hoch und die Fahrt geniessen, bis heute Abend wieder in die rot-goldene Robe gestiegen wird.

Zum Nachmittagstee (eigentlich deutlich später) hab ich doch tatsächlich zusätzlich ein paar absolute Schmuckstückchen (diesmal ohne Scone, dafür ein Baiser-Schokoladen-Kunstwerk als erste Wahl) erhaschen können...
Also die Patisserie ist schon toll ! Also diese Capuccinotasse aus dunkler Schokolade in „Microscale“ ist der Hit ! Man konnte sie mit einem kleinen Kaffeelöffel wirklich „auslöffeln“ und da war die unterste Schicht Capuccino-Sahne und drüber „echte“ Sahne... also wirklich... und der Schwanenwindbeutel in Mikro-Ausführung ist auch genial gelungen ! Was ein Gefummel. Wär für mich in der Hotelfachschule 1984/85 ein Albtraum gewesen, die in Masse herzustellen... wehe es bricht was vom Brandteig ab, dann kannste den ganzen Schwan wegwerfen...

Später ging’s dann in die Kabine und ab in die „Edelklamotten“ für den Abschiedsabend der in Southampton aussteigenden Gäste.

Da der Tisch mit „unseren Formal Night-Stühlen“ (ohne Armlehne) nicht rechtzeitig frei wurde (war bis kurz vor unserem Eintreffen von einem Gast der vorgängigen Sitzung belegt), bekam unser Kellner ein sehr blasses, schreckerfülltes Gesicht, als er mich mit der grossen roten Robe einschweben sah... und dann – wie mach ich das... unsere Nachbarn vom Zweiertisch daneben waren schon da und haben erst komisch geguckt, ich meinte dann, mein Stuhl ist nicht da, sonst geht das Kleid kaputt, aber der Herr hat sich eiskalt nicht bewegt... er hätte nur kurz aufstehen brauchen, dass der Kellner die Stühle an ihm vorbei austauschen konnte, ohne sie über die Gäste hieven zu müssen, was natürlich so auch nicht möglich war.... Also wurde Thomas’ Stuhl hinter der Nachbarsdame ausgetauscht und wir mussten Plätze tauschen... irgendwie blöd, aber na ja. Es reagiert nicht jeder gleich, denn ich wär eigentlich aufgestanden und hätt dem Kellner sogar noch geholfen, wenn’s um Tischnachbarn gegangen wäre, da ich selber vom Service her weiss, wie’s sein kann, aber eben.... wie gesagt, es tickt nicht jeder gleich und manche denken dann halt: „sein Pech, sein Fehler, also guck, wie Du damit zurechtkommst“ – genau so war die Reaktion des Nachbartisches, die sassen nur da und guckten wie „None of our business“... wirklich schade.
Dafür bekam ich gute Fotosicht für die Kochparade am Ende... Auch ok. 
Hat ja alles was für sich, aber eben, eigentlich setzt sich ja jeder so an den vorgegebenen Tisch, wie er sich am wohlsten fühlt – der eine mit den Leuten im Rücken, der andere mit der Tür im Rücken... oder so. Daher fühlten wir uns etwas unwohl, weil „falsch“ an dem gewohnten Tisch sitzend.

Am Ende, als die „Nachbarn“ wieder schnell zur nächsten angesagten Show im Theater sind, kam Takuna zu uns und brachte nebst den Pfeffermins-Schoko-Talern und kandiertem Ingwer (den ich diesmal doch probierte – wegen der Erkältung) noch die deutschen Menuekarten für die Southampton-Southampton-Route. Will heissen, wir würden wohl die davor und danach nicht bekommen. Aber auch egal, denn: ich hab ja wohlweisslich alles fotografiert. Simma froh. Allerdings bekamen wir diesmal nicht pro Tisch ein Set, sondern pro Person ! Wahrscheinlich, weil wir verschiedene Nachnamen haben? Wer weiss...
Wir dankten ihm und ich erklärte ihm nochmal, dass das mit dem Stuhl absolut nicht das geringste Problem sei, denn ich wüsste, wie schwer das ist, wenn Gäste sehr viel zu spät kommen und dann für die „nächste Runde“ der Tisch nicht rechtzeitig gerichtet werden kann und somit dann halt auch alles was damit zusammenhängt (wie bei uns eben der rechtzeitige Stuhltausch bevor die Gäste vom Nebentisch und auch dem dahinter hingesessen sind) „daneben“ gehen kann. Es war ihm wirklich total arg. Und er hat fast nicht aufgehört sich zu entschuldigen. Ich meinte dann nur: immerhin einen Stuhl haben wir ja wechseln können und das Kleid ist nicht kaputt gegangen, dann ist doch alles ok ! Na ja, für ihn nicht wirklich, aber eben. Wir werden uns sicherlich nicht beim Maitre d‘ deswegen beschweren. 

Auf dem Weg zum Cafe Carinthia konnte ich den Hauch eines Beweises (leider nur verwackelt, weil die Kamera nicht schussbereit war) erhaschen, dass wir auf dieser Reise doch auch Kilt-Träger an Bord hatten. Es gab noch einen anderen, recht „soliden“ Herrn, der einen dunkelblau-grünen Tarden trug, mit schwarzer Uniformjacke. Den hatte ich am Silvesterabend sogar zwei Mal gesehen, aber nie den „Mumm“, zu fotografieren, oder eben, er zu schnell wieder in der Menschenmenge verschwunden. Eigentlich echt schade, denn 2008 hatte es deutlich mehr „bekennende“ Schottenrockträger unter den Gästen dabei.

Nach einem Abschlusstrunk im Cafe Carinthia sind wir dann ziemlich müde und eigentlich mit ordentlichem Schlaf-Nachholbedarf in die Betten gesunken. Schliesslich ist am nächsten Tag „pilgern“ angesagt....

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