Donnerstag, 5. August 2010

05.08.2010 Akureyri


Punkt 06.00 (neue Zeit) geht der Wecker runter, obwohl ich um (neue Zeit) 04:30 schon wiedermal wach war. Also echt…

Ausschlafen wär mal ‘ne Idee... nun gut. Ich hatte es ja wenigstens geschafft, recht schnell nochmals einzuschlafen.
 Der erste Blick auf die Webcam von der Kabine aus war „wolkig“ und feucht-kühl. Aber macht nichts. Jetzt packen wir erst mal unsere Sachen und gehen zum Frühstück. Wir haben schon alles für den Ausflug dabei, um direkt auf Deck 10 oder 11 zu können, für einen kurzen Film und Fotoschwenk über Akureyri.


Es ist nicht wirklich ein grosser Ort, hat keine sonderbar prägenden Gebäude, ausser vielleicht der Kirche (mutet etwas wie eine Eismeerkatedrale an),
 die ziemlich stark an Gibraltar erinnernde Landebahn vom Flughafen Akureyri, 
die auf wohl extra aufgeschüttetem Land erstellt wurde und das runde Gemeindehaus, was noch nicht ganz fertig gestellt ist
 (wie wir später vom Guide erfahren, ist die Grosspleite der isländischen Wirtschaft dran schuld, dass da noch mehr eigentlich dazugehörige Gebäude fehlen und auch das Hauptgebäude noch nicht fertig ist).
 Es ist eine feucht-kühle Luft und weil wir bereits um 08:30 in der Grand Bar Elettra (Deck 2) sein müssen, um die Bus-Nummern-Kleber für unseren Ganztagesausflug „Juwelen des Nordens“ abzuholen und die Tour anzutreten, gehen wir mal runter. Ist an sämtlichen Sammelstellen schon ordentlich was los.

Vorab noch ein paar Informationen zum Hafen / der Stadt Akureyri (Auszüge aus der Port-Information von Costa):
Das in einen sehr traditionellen Rahmen eingebundene Akureyri ist eine in gewisser Weise symbolische Stadt, die als Beispiel dienen kann, um den sozialen, natürlichen und geographischen Charakter Islands zu veranschaulichen. … der Hafen, der die Haupteinnahmequelle der Stadt darstellt…. Die Meeresmündung von Akureyri wird auf natürliche Weise von einer tiefen, langen Bucht umfasst, die jedem, der vom Meer aus in die Stadt kommt, einfach Bewunderung abgewinnen muss…. Der Kanal, an dem Akureyri liegt, ist der Eyjafjodrur, einer der tiefsten Kanäle ganz Islands. Die Stadt ist die Hauptstadt einer Region von ca. 20‘000 Einwohnern /(Akureyri allein weist bereits 15‘000 auf). Der Grossteil der Bevölkerung geht traditionellen berufen in Landwirtschaft und Fischfang nach. Es existieren aber auch einige kleine Industrieunternehmen, die alle rigoros im Einklang mit der Umwelt wirtschaften. Das Klima ist natürlich streng, aber im Vergleich zu anderen, auf demselben Breitengrad – und damit nicht weiter, als 100km vom Arktischen Polarkreis entfernt – gelegenen Städten relativ mild. … Akureyri wurde vor vielen Jahrhunderten von ein paar Fischern gegründet (ca. 1300) und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre über seinen Hafen zu einem kleinen Handelszentrum, bis es schliesslich zu einem der bedeutendsten Handesl- und Wirtschaftshafen der gesamten Insel wurde. Seine Lage bietet heute auch unter dem Gesichtspunkt des Handels – und Passagiertransportes einen wichtigen logistischen Bezugspunkt. Der Stolz von Akureyri ist die im Herzen der Stadt gelegene Kathedrale. …. Die Universität von Akureyri sollte hier wegen ihrer Forschung zum Schutz von Viologie, Flora und Fauna der Region besonders hervorgehoben werden. Diese Aktivität macht Akureyri zu einer Stadt die absolut keine Umweltverschmutzung aufweist, deren Wasserreserven zu den reinsten der Welt gehören und deren Meereshabität eines der am wenigsten vom Menschen beeinflussten ist.

Wir bekommen den Aufkleber für Bus Nr. 16, pünktlich um 08:30 werden wir zum Ausgang auf Deck 1 geleitet und der Tourguide, der uns gleich am Anfang der Busfahrt direkt nach der Begrüssung beichtete, dass er kein ausgebildeter Guide ist, sondern nur gerufen wird, weil er ein bisschen Deutsch spricht und wenn zu viele deutschsprachige Gäste da sind, wie eben von grossen Schiffen, war allerdings trotzdem wirklich gut, konnt‘ man nicht meckern.
 Unsere Tour führte uns über die schmale Landverbindung (mit Mini-Brücke, die den Fluss mit dem Fjord verbindet – gemäss Guide: vor der Brücke ist Salzwasser, hinter der Brücke ist Süsswasser) auf die andere Seite gegenüber der Stadt und erlaubte einen tollen Blick auf die Costa Luminosa. 
 Wir fuhren über Land und durch wirklich beeindruckend karge Gebiete, die dennoch bei genauerem Hinsehen noch viel Flora zu bieten hatten. 
 Zudem sahen wir einige Schafe frei im doch teilweise recht tiefen Kraut rumlaufen und ausgiebig futtern. Der Guide gab uns dann zur Info: die Schafe sind den Sommer über so gut im Futter, sie kommen im Herbst „vorgekräutert“ ins Schlachthaus. Das Fleisch hat (ähnlich wie Salzwiesenschafe) eine ganz besondere Würze aufgrund des Kräuterfutters. Beeindruckend. Wir mussten vor allen Dingen über den Ausdruck grinsen. Tolles Deutsch und dennoch für alle verständlich.
 Der erste Halt ist Godafoss, der „Götterwasserfall“. Der Name geht auf die Legende von Thorgeir zurück, jenem Gesetzessprecher des Alten Isländischen Parlaments, der all seine nordischen Götterstatuen im Wasser versenkte, um damit den Übergang Islands zum Christentum im Jahr 1000 öffentlich zu bekräftigen. Ist beeindruckend schön. Es gibt wohl noch einen grösseren Wasserfall der Art, aber wir sehen diesen hier und sind begeistert.
 Zu Fuss können wir den Weg zurück zum Restaurant / WC / Kiosk / Souvenirgeschäft gehen, um dort dann wieder in den Bus zu steigen.
 Was ich im Souvenirladen finde, lässt mich fast laut auflachen…. So kann auch versucht werden, die Wirtschaft wieder anzukurbeln… „Vulkanasche, die 2010 ganz Europa lahm legte“ in Gläschen zu 2'160 isländischen Kronen / Stück. Der Kurs liegt bei ca. 8.- Kronen/EUR. Stolzer Preis… aber clevere Ideen wollen bezahlt sein, nicht wahr?
  Weiter geht es zum See Mývatn, an dem im Frühling viele verschiedene Entenarten brüten und im Sommer „tonnen“ von Mücken sind. Er wird auch der „Mückensee“ genannt. Der Guide meinte nur, es hätte dieses Jahr keinen guten Sommer gegeben, daher hätte es „kaum“ Mücken (siehe Foto Thomas). Für uns ausreichend. Sie haben nicht gestochen, nur genervt. Lächeln mit offenem Mund oder tief Luftholen waren keine sonderlich gute Idee.
 Das Wetter hatte sich zudem gravierend verbessert. Wir haben die erste Runde zünftig geschwitzt, erstmal alles Überflüssige ausgezogen und ich hab mir durch Schwitzen und intensiver Sonne den ersten Sonnenbrand eingefahren… Aber gesunde Gesichtsfarbe hat ja was von Erholung usw. Auch recht.
 Die Umgebung des Sees ist von immensem geologischen Interesse. Auf dem Skútustadir entdecken wir zahlreiche Pseudokrater und bekommen eine halbe Stunde „Auslauf“, um den markierten Rundweg über diese Pseudokraterlandschaft mit tollem Ausblick auf die umliegende Seenlandschaft zu erkunden. 
 Danach (11:20) gab’s recht frühes Mittagessen im Hótel Gígur.
War zwar recht „übersichtlich“ und „leicht“ gehalten, aber allein die Überraschung, dass das „Smjör“ hier Salzbutter ist, war klasse. Mei, war das lecker.
Ich hatte so lange schon keine Salzbutter mehr. Und auf „ungesalzenem Brot“ war das genau richtig.

Die Blumenkohlsuppe war ok,
der Lachs war gut und
 das Dessert der „Oberhammer“. Dieser Kuchen war ähnlich „matschig“ wie Brownies sein müssen, auch ziemlich süss, dann frische Himbeersauce (inkl. Kernle und Härle der Beeren, also wirklich echte Himbeersauce), die leicht säuerlich war, und die Sahne dazu… Gemischt schmeckte das traumhaft und hat das gesamte Mittagessen wieder aufgewertet.

Relativ satt, aber nicht überfressen, sind wir auf den Weg zum nächsten Punkt der Tour: Dimmuborgir.

Wir wandern vom Guide geführt auf diversen Pfaden durch eine beeindruckende Lavalandschaft mit bizarren Formationen,


hohen Lavasäulen (inkl. „Kamin-Loch“), Gewölben, usw.

Zudem werden wir vom Guide aufgeklärt, dass dies der Bereich der Kontinentalspalten ist, wo die amerikanische und europäische Platte ca. 1cm/pro Jahr auseinander driften.

So können wir uns entscheiden, ob wir nach Amerika oder Europa wollen – und das mitten in Island… netter Witz. Zudem zeigt unser Guide uns Heidelbeeren (z.T. bereits reif), und Krähenbeeren, ganz kleine Beerle mit dünner Haut, aber sehr viel Saft, aus denen in Island Saft gewonnen wird. Allerdings braucht’s da extrem Ausdauer, diese Teilchen zu sammeln. Ist ein Geduldspiel, wenn der Tag extralang ist und die Sonne bis in die Nacht scheint.

Am Ende der Route haben wir – wieder an einem Kiosk – auf einer Anhöhe eine super Aussicht über das gesamte Gebiet. Sehr beeindruckend.
Weiter geht’s mit dem Bus zum nächsten Highlight.
... was hier blau scheint, sind Kieselalgen !
... die dampfenden Schlamm-Blubber-Löcher aus der Ferne...
... hier wächst sogar die Kühchenschelle ! Also wirklich ein robustes Kraut.
Das bemerkenswerte Geothermalgebiet in der Nähe des Berges Námafjall ist mit all seinen brodelnden Schlammlöchern, Dämpfen, Solfataren, siedend heissen Quellen und Fumarolen.
.. hier sind deutlich die gelben Schwefelablagerungen zu sehen !
 Hier ein Youtoube-Video mit dem blubbernden Schlamm und dem Dampfkocher auf dem Bild hiernach - das war richtig heiss !

..... pfeifft aus der Erde wie ein Dampfkochtopf - heiss, laut und deutlich..

... auch hier wieder das gelbe Schwefel...
... auch hier überall am Hang Zeichen, dass der Dampf/Schwefel durchgedrückt hat.


Also ich muss sagen, das war wirklich der Hit. Der Geruch, als wir aus dem Bus stiegen, erinnerte im ersten Moment an Streichholzköpfe, um dann volle Attacke auf die Geruchsnerven zu starten – extrem überreifer Käse… Halt alle feinen Facetten des Schwefels.

Wir fahren entlang des Sees Mývatn wieder nach Akureyri zurück,
 wo’s dann noch eine kleine Stadtrundfahrt gibt. Wir bekommen das Viertel des Ort-Ursprungs gezeigt, fahren durch den modernen Teil und halten schliesslich am Friedhof, von wo wir wieder einen super Panoramablick über den Ort und natürlich auf das Schiff haben.
 Da haben einige Leute ihre Kamera-Chipkarten endgültig gefüllt – sofern nicht vorher schon geschehen.

Zurück auf dem Schiff haben wir erst einmal unsere Geldbeutel wieder im Safe der Kabine verstaut und sind dann direkt auf Deck 9, weil die Costa Luminosa bald wieder ablegen sollte. Die Ausfahrt wollten wir nicht verpassen – egal, wie kalt das schon wieder im Tal wurde, da die Sonne sich hinter den jetzt aufziehenden Wolken versteckt hat.
Das Ausharren und teils doch ziemliche frieren hat sich rentiert. Sobald wir in Richtung offenes Meer den Fjord entlang gefahren sind, hatten wir Windschatten, die Sonne kam teilweise wieder heraus und bescherte uns noch eine gute Stunde superschöne Aussichten.
Grönland, wir kommen !
Wieder in der Kabine, kontrollierten wir über die TV-Account-Overview, ob nun die nicht durchgeführte Vorstellung im 4D-Kino endlich rückvergütet wurde – nichts. Ich rief an der Reception an und sie meinte, ich solle doch bitte morgen nochmal kontrollieren, da über Nacht die Gutschriften gemacht würden – ach nee. Ich erklärte ihr, dass mir der Animateur bereits versprach, dass es diese Nacht erledigt sein sollte, aber irgendwie war’s das nicht. Also behalten wir das im Auge und kontrollieren halt morgen früh nochmals. Und wehe, wenn das nicht geklappt hat, dann stehe ich persönlich dort auf der Matte.
... so kommt übrigens die Wäsche aus der Wäscherei zurück... nette Geste..

Ich bin erstmal unter die heisse Dusche gestanden und dann haben wir uns für’s Abendessen parat gemacht. Es war ja wieder „Leger“ angegeben, also keine besonderen Kleidungsvorschriften. Auch gut. Das Abendessen mit unseren Tischnachbarn war wieder schön. Und das Essen lecker. Gemeinsam haben wir den Landausflug (sie waren in einem anderen Bus) Revue passieren lassen.
Nach dem Abendessen probieren wir eine erneute Buchung für das 4D-Kino am nächsten Nachmittag, da wir auf dem Weg zum Taurus Restaurant sahen, dass es wieder funktioniert.

Nach noch einem Stopp in der Bar Supernova für einen „Gute-Nacht“-Virgin-Cocktail und einem Blick nach draussen (die Luft war noch richtig angenehm) zur „Mitternachtsonne“,
die diesmal nur einen hellen Streifen am Horizont zu bieten hatte, aber dennoch zeigte, sie ist da noch irgendwo, sind wir dann ziemlich „alle“ auf die Kabine und ab in die Heia. Ich war wiedermal ziemlich schnell weg / eingeschlafen.