Sonntag, 25. September 2011

fünfter Seetag und Farewell-Gala


Auch diese Nacht hab ich nicht unbeschadet durchgeschlafen... um ca. 04:30 bin ich aufgewacht, ins Bad und hab erst mal wieder mit Myrrhentinktur gegurgelt. Das war ordentlich... Mei, tut der Hals weh.... fühlt sich komplett wund und „offen“ an. Mit der Stimme kann ich jedem Bass-Sänger Konkurrenz machen.... nur nicht freiwillig, weil es so weh tut. Kenne ich ja, ist aber alles wieder lästig, wenn’s dann mal da ist. Ein paar grosse Schlucke Wasser um die Klima-Anlagen Folgen zu dämpfen und wieder ins Bett. Das nächste Aufwachen war um 05:50. Gleiches Spiel wie vorher. Das nächste ist dann um 07:00 gewesen, aber ich dachte, nee, ich hab noch 30 min zum Wecker, ich leg mich wieder hin. War für mich gut, aber nicht für die gesamte Tagesplanung... um 08:30 fall ich förmlich aus dem Bett, als ich einen Blick auf die Uhr werfe... 
 
Au weia, fast zu spät für das Frühstück im Britannia... Wir richten uns „etwas schneller“, als sonst und bekommen grad noch den Dreh, dass wir tatsächlich bedient werden und wirklich noch in Ruhe frühstücken können. Diesmal führte man uns im Deck 2 gaanz hinten links in die Ecke mit seitlichem Blick aus dem Fenster– Nähe Eingang zur Galley. Als wir dann vorne wieder raus wollten, stand ein riesiger Pulk Leute da, die auf Einlass gewartet haben. Es war die Führung durch die Schiffsküche angesagt. Gut, haben wir uns nicht dafür entschieden. Wir kennen das ähnlich (natürlich nicht in der Grösse, aber nicht minder beeindruckend von der Aufteilung her) von einer unserer ersten Schiffsreise.

Ansicht der heutigen Kuchen"schlacht" im Kings Court...
 
 
Thomas geht direkt hoch in den Wintergarten, um uns einen „Laptop“-Platz zu sichern, ich geh nochmal in die Kabine, um den Laptop zu holen, und finde die Zollformulare für unsere Einreise in die USA vor. Hmmm... 

 
wir haben doch das ESTA-Visum beantragt... Hmmm. Vielleicht genau deswegen. Thomas meinte später, als er seinen Teil soweit ausgefüllt hat, bis auf die Passdaten (die Dinger liegen im Safe), dass es wohl noch andere (grüne) Formulare für die Leute ohne ESTA-Visum gäbe. Ich kann mir denken, dass die am Check-in niemanden ohne gültiges Visum aufs Schiff gelassen hätten, denn wir wurden auch vom Reisebüro darauf hingewiesen, unbedingt die Dinger auszufüllen... und in Southampton hat man uns beim Check-in auch danach gefragt.


Während ich das hier schreibe, hält ein Herr (gemäss Programm Chiropraktiker) aus dem Spa seinen Vortrag über die Wirbelsäule und was die Folgen von Fehlhaltung, nicht korrekter Behandlung usw. sein können. Vor allen Dingen die Ursachen-Wirkungs-Prinzipien. Wirklich sehr interessant.

Da es momentan draussen etwas wärmer (weil bewölkt) geworden ist, werde ich noch meinen Renn um Deck 7 halten, denn ich brauch noch meine Salzluft-Therapie für die Lungen, Nase und Hals. Den Angora Schal hab ich schon dabei, dass ich den Hals etwas vom Wind schützen kann... Sicher keine falsche Entscheidung. Beim Blick raus auf Deck lüftelt’s schon noch einigen Leuten die Frisur ziemlich durch.
 
Heute Abend ist „Farewell-Dinner“ angesagt. Schon wieder „in Schale“... ich überlege ernsthaft, ob ich wieder mit Reifrock auftauche (diesmal blau/silber), oder ob ich das Kleid für die nächste Gelegenheit (Welcome-Gala) nach New York aufhebe. Hab ja noch andere Klamotten im Schrank. Irgendwie ist mir momentan nach „praktischer“ Kleidung... Mal sehen, wie sich das auf heute Abend auswirkt.

Die Lauferei um Deck 7 war herrlich. Der Angora Schal hat gute Dienste geleistet, und die Nase war froh um feuchte Salzluft. Sie ist nachher reinigend weiter-„gelaufen“ (noch ca. 2x ums Deck 7 rum... so lange hat die getropft...) aber war wirklich gut. Danach hatte ich ca. 2 Std. Ruhe. Der Hals hört sich an wie Zarah Leander, aber na ja. Ich bin eh nicht mit einem zarten Stimmchen gesegnet, jetzt kommt’s halt noch heftiger, wenn ich den Mund auf mache. Ist aber wie gesagt, schon deutlich besser als heute Nacht noch. Ich bzw. mein Körper macht Fortschritte.

Nach dem Mittagessen im Kings Court bei totaler Nebelwand vor dem Fenster (Thomas meinte nur: wie in Grönland !) haben wir uns wieder in den Wintergarten verzogen, diesmal ein Fensterplatz in Korbsesseln und ich hab mich für eine Tour durchs Schiff verabschiedet. Heute wird in den Mayfair-Shops einiges an LOGO-Artikeln für 50% hergegeben... da muss ich doch mal gucken. Da Mutti doch so auf Krönle steht... hmmm. Und prompt bin ich fündig geworden ! Ein T-shirt in weiss mit goldener Bestickung auf der Brust... hmmm, das wird ihr die selbige schwellen lassen, da bin ich mir sicher. Und für den Preis, den ich bezahlt habe, kann man schlussendlich nichts sagen. Das hätte auch jedes beliebige T-shirt auf dem „offenen Markt“ ohne Bestickung gekostet.
Glücklich mit dem Deal bin ich erst mal in die Kabine und hab dort den Einkauf verstaut und bin dann wieder zurück in Richtung Grand Lobby, um mal nach einer Zwischenrechnung zu fragen, als Check, ob ich mit meiner Excel-Tabelle gleich bin, wie die mit ihrem Online-System. Danach wieder hoch zu Thomas in den Wintergarten und weiter in aller Ruhe auf den nahenden Abend gewartet. Ach, Entspannen, schööön... und vor allen Dingen: morgen Abend NICHT packen müssen ! Das Beste !

Dem Daily Programme entnehmen wir, dass heute Nacht noch eine Stunde zurück gestellt wird. Wohl die vorletzte dieser Reise. Auch gut. Nur dürfen wir’s nicht vergessen, bevor wir ins Bett gehen.
Also das Wetter lädt nicht wirklich ein, draussen rumzuliegen. Obwohl es für die Lungen wahre Wunder vollbringen würde.... Aber es ist wirklich nach einer kurzen Aufhellung, während der sogar tatsächlich das Meer wieder sichtbar war, wieder rundherum komplett eingenebelt. Auch eine ungewöhnliche Ansicht der verwaisten Deck-Chairs.
 
 
Was mir beim Gang durch’s Schiff, bzw. beim Warten beim Purser’s Desk noch aufgefallen ist: wir haben neue Gestecke bei der Grand Lobby ! Sie haben doch tatsächlich die zwei Reiher-Vögel gegen Blumenkaskaden ausgetauscht...
Irre... Und vor allen Dingen, das ist kein Plastik! Die Lilien duften tatsächlich und haben auch Staubgefässe deren Pollen nette Flecken verursachen können, wenn dran rumgetatscht wird. Also alles echt. Und wenn ich denke, die Blumen waren sicher im Kühlraum gelagert, aber dass die noch so dermassen schön sind... Klasse ! Unsere Willkommens-Rosen sind zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber doch, sie halten die Köpfe noch gerade. Auch sie sind ja meist im Dunkeln, nur wenn wir in die Kabine kommen und Licht anschalten, bekommen auch die Rosen und das Schleierkraut ein bissel Licht. Ich freue mich jedes Mal wieder daran.

Das Wetter wurde im Laufe des Tages nicht wirklich besser...
Nachdem wir in aller Ruhe an unserem Fensterplatz im Wintergarten bis ca. 19:00 gelesen haben, machten wir uns auf in die Kabine, um uns wiedermal umzuziehen. Thomas wieder Smoking (da ja „formal“ angsagt war)
und ich hab doch keinen Reifrock angezogen. Ich hab noch ein paar andere Teile, die’s durchaus auch getan haben. Heute Abend war der „Masquerade Ball“ angesagt und auf unserem Weg zum Britannia Restaurant sind uns bereits (von der ersten Sitzung) einige mit venezianischen Vorhalte-Masken am Stab, z.T. sogar umgebundene Augenmasken entgegen gekommen, aber bitteschön mit Abendkleid und Smoking! Toll. Am Nachmittag gab’s einen Workshop, bei dem man/frau sich die Maske noch verschönern konnte. Wir haben uns sagen lassen, dass der Queens Ball Room ziemlich voll ist und wir freuten uns für die Veranstalter, dass dieses Thema so guten Anklang fand. Für uns ist’s dort irgendwie zu laut. Wir hatten es am ersten Abend besucht und waren nicht wirklich angetan von der Lautstärke der Tanzmusik, obwohl nicht viele Leute dort waren. Aber eben, jedem wie er/sie es mag und das passt. Es hatte auch wirklich wieder ein paar echt schöne, edle lange Abendkleider, die da (mit Frauen drin natürlich) unterwegs waren. Ist einfach schön, wenn die Kleiderordnung respektiert wird.


Der Patissier hat sich wirklich ins Zeug gelegt und sehr schöne Dekoration für den Eingang des Britannia Restaurants erstellt. Der aktuelle Seegang liess zu, dass diese Teile präsentiert werden konnten.
 
 Unser Tisch, Nr. 39, wieder schön gedeckt... übrigens ich hab nachgeschaut... auch in der "Holzklasse" ist das Geschirr mit dem Goldrand und dem goldenen Cunard-Wappen von Wedgewood !
Wir wurden herzlich von Leonard (unserem Tischkellner) und Glenn (unserem Junior-Waiter), sowie auch der „Ersatz“ Sommelier Dragana begrüsst, die in unserem Bereich ihren Dienst weiterhin tat. Auf Nachfrage meinte sie dann, dass der Kollege noch nicht wieder ok und der Chef wohl mit ihrem Dienst in dem Rayon zufrieden sei, sodass sie wohl bleiben könnte. Auch gut, denn bekanntere Gesichter, die freundlich grüssen, wenn sie einen sehen, das ist doch echt was – und wirklich super Service. Wir fanden heraus, dass sie „Dragana“ heisst, und erzählten ihr, dass die für uns zustänidge Junior-Waitress auf der Queen Victoria 2008 auch Dragana hiess. Ja, war schön, der Abend.  Ach ja, auch der Chef de Rang (der mit dem nicht-merkbaren indischen Namen – muss jetzt doch mal das Schildchen fotografieren) fragt auch immer wieder, wie’s uns geht, wie das Essen ist, ob alles passt usw. Die Leute erkundigten sich auch, wie’s meiner Erkältung geht, aber eben... 
geröchelt hab ich halt trotzdem noch, als „Rudolph’s“ Zwillingsschwester geh ich mit der roten Nase auch noch durch (ist ja bald wieder Weihnachten...), aber immerhin ging’s mir gut genug, dass ich tatsächlich ohne zwischendrin zu schlafen, oder wirklich gequält zu sein, den ganzen Tag am Stück durchgehalten habe. Dank Ingwer-Zitronen-Tee von Twinings (bin gespannt, ab wann der Magen das nicht mehr verträgt) und dem Basen-Tee von Sidroga, den ich auf Anraten meines Ayurveda-Therapeuten (auch Heilpraktiker) mit genommen habe. Der tut auch wirklich gut und das Gute an dem Ganzen: der Wasserhaushalt wird schön auf gutem Niveau gehalten – trotz Klimaanlage. Im Wintergarten lief auch den ganzen Tag der „Wasserfall“ an den gespannten Kunststoffschnüren und plätscherte so schön vor sich hin. Das hat wirklich auch noch gut getan und die Luft angefeuchtet.

Tja, jedenfalls, das Essen war wieder super. Wir lasen das Menue und ich hab fast einen Schreikrampf bekommen... Als ich den Kellner fragte, wie das Suppenteil eigentlich im Fachjargon genannt wird, meinte er: Consommé Celestine – und ich gab ihm (weil er auch ein bissel Deutsch lernen will) zur Antwort: bei uns, aus der Gegend wo meine Mann herkommt, ist das einfach eine gute, währschäftige „Flädlesupp“ ! 
Diesmal war es halt eine königliche Flädlesupp... und sie hatte sogar wirklich nicht nur den Weg an den Flädle vorbei gemacht, sondern es waren tatsächlich 7 schmale Streifle Crèpes drin ! Klasse. Thomas war zufrieden, weil die Rinderkraftbrühe wirklich gut war und ich hab mir ‘nen Ast gelacht und meine Broccoli-Pilz(oder so-mein Geschmackssinn ist ziemlich dahin)-Creme Suppe gelöffelt.

Ich hab mir heute ½ Lobstertail with Escalope (zuhause mach ich das ja nicht) gegönnt... 
der Kellner meinte auf Nachfrage, was denn Escalope sei (wir bestehen nicht auf eine deutsche Karte und er gab uns bis jetzt keine freiwillig, also fragen wir halt), das sei Seafood. Ich hab’s dann als Jakobsmuschel-Stück erkannt. War lecker, weil ein richtiger Bollen (Muschel)Fleisch und kein Darm mit Sand oder sonst was drin, was mich normalerweise vom Verzehr von Muscheln abhält. Der Muschelknubbel war noch von zwei Crevettenschwänzen eingerahmt, so sah das in dem Pastetchen nach mehr aus. Yummi... Der Lobster wurde vom Beikellner Glenn aus seiner Halbschale geschält – hätt ich auch noch hin bekommen, aber das machen sie wohl als Service und um „Unfälle“ (fliegende Teile) zu vermeiden.

Thomas hat sich die Pasta bringen lassen.
Nach dem Hauptgang fragte Leonard wieder, ob’s denn recht war, und ich meinte: exzellent! Ob er eigentlich wüsste, wie alt die Tiere werden müssen, bis sie hier auf dem Teller landen ? Nö, grosse Augen. Klar, muss er ja nicht wissen, aber ich meinte dann: um einen so grossen, geschlechtsreifen Lobster zu bekommen, muss das Tier 18 Jahre alt werden. Au Backe, da sind seine Augen aber wirklich gross geworden. Er meinte dann, es gäb’s beim Krabbenfischen auch, dass die gefangenen Teile mit einem Mass gemessen würden und alles was kleiner ist, wird wieder ins Wasser geschmissen. Also war’s ihm doch nicht ganz unbekannt. Tja, so kannste bei der Arbeit auch noch was lernen, ne? Ist für uns auch immer die einfachste Art. Das Dessert war auch wieder eine Augen-+ Gaumenweide. 
 
Als Dann Kaffee serviert wurde, kam (endlich) die erwartete Köcheparade.
Sie sind mit dem Takt der Musik (die gottseidank nicht so laut ist wie auf den COSTA-Schiffen oder im Queens Ball Room oder im Chart Room oder auch im Golden Lion Pub) von unten in der Galley beidseitig die Freitrepppe hoch (von den hinteren Treppen, vorne über Kreuz, das war ab und zu ein bissel gezirkel), oben bis hinten durch gelaufen, dann wieder runter und aufgereiht wie die Perlen auf der Freitreppe stehen geblieben. Dort gab’s dann von Ray Rouse, dem Curise Director die Informationen zu den einzelnen Cheffen, grosser Applaus für alle Kellner & Beikeller, die Zimmer“feen“, die jetzt nicht hier sein können und natürlich stellte er die einzelnen „Verantwortlichen“ für die zusätzlichen Pölsterchen und Pfunde dieser Reise vor: Chef-Patissier und natürlich den Chefkoch auch. Grosser Applaus, und Ausmarsch rechts und links in Richtung Galley, woher sie anfangs auch kamen. Wir dürfen das ja noch 2x sehen, und können dann die besten Bilder und Filmsequenzen aus sämtlichen Teilen zusammenschneiden.... 

Tja, wir haben uns wieder hingesetzt und unseren Kaffee genossen und waren froh, dass es tatsächlich auch heute wieder Petit-Fours gab.
Nicht, dass wir sonst verhungern würden, aber das ist immer ein netter Abschluss. Ich denke, morgen und übermorgen gibt’s dann keine, denn ich erinnerte mich, auf der Queen Victoria gab’s immer am 1. und letzten Tag nichts dergleichen und da ja übermorgen viele auschecken müssen...
Mir ging’s gesundheitlich noch gut genug, dass wir noch in’s Sir Samuels sind. Endlich. Ich hab bei den Barkellnern erst mal Abbitte geleistet, dass ich einfach nicht konnte und abends immer direkt ins Bett gefallen bin. Nur, dass sie nicht denken, sie seien Schuld... 
Nach einem alkoholfreien Kai Pirinha (der wirklich sehr lecker und erfrischend war) sind wir dann auch in die Kabine. War Schliesslich schon kurz vor Mitternacht. Als wir in der Kabine ankamen, durften wir die Uhr auf „fast 23:00“ zurückstellen, aber ich bin nicht viel später trotzdem ins Bett umgefallen... Das konnte mir nicht mehr imponieren.

Ach ja, wir fanden zudem noch vor, wann wir in New York für unseren Landausflug wo parat sein sollten. 
Im Theater und zwar um 07:40, denn um 08:15 sollte es für uns los gehen. Auch gut. Sind wir mal gespannt, was die „Immigration Officers“ mit uns anstellen. Ich nehme in jedem Fall unsere bestätigten ESTA-Visa-Ausdrucke mit. Man weiss ja nie...