Sonntag, 8. August 2010

08.08.2010 Seetag und wieder ein Eisberg


Für heute stellen wir die Uhr um noch eine Stunde zurück, diesmal die letzte – wir dürfen wieder eine Stunde länger schlafen, ohne dass uns ein Teil vom „Tag geklaut“ wird !
Mit einigen Unterbrechungen haben wir schön lange und fest geschlafen und stellen beim Aufstehen über’s Kabinen-TV (Webcam-Bild) fest, dass es ein sehr trüber und nasser Tag sein wird. Macht nichts. Nach den tollen Eindrücken von gestern wiegt das für 2 schlecht-Wetter-Tage auf. Auch ist nun auf dem GPS-Kontrollbild sichtbar, was wir für einen „Haken“ gefahren sind, um den Eisberg zu sehen. Beeindruckend und wirklich toll!
Thomas hat heute festgestellt, dass das Wasser aus der Leitung im Zahnputzglas jetzt wohl chlorig riecht, aber nicht nach Chlor schmeckt. Wir staunen trotzdem. Schliesslich haben wir seit Akureyri kein Frischwasser bunkern können und das wird sicher auch bis Reykjavik so bleiben. Nebenbei bemerkt, ist auch kein Lebensmittelbunkern bis dahin möglich. Wir staunen, in Anbetracht der Masse, die täglich hier „aufgefahren“ und vertilgt wird, was da alles an Frischware (speziell‚ Früchte) gebunkert sein muss. Irre.
Wir suchen uns zum Frühstück (war allgemein wieder recht gut zu „unserer Zeit“ besucht) einen Platz beim mittleren Pool, wieder direkter Blick auf’s Meer. Bei der Grossleinwand war grad wieder Morgengymnastik für alle dran. Klasse, da hat wirklich von Jung bis Alt alles mit gemacht. Unser Sitzplatz war zwar kühl, aber schön. Ich hab ja heute tatsächlich das erste Mal auf der Reise dünne Kniestrümpfe in meine Treckingsandalen angezogen, sowie einen Baumwollrolli und einen Baumwollstrickpulli drüber. Jetzt ist’s angenehm und gut auszuhalten.
Nach dem Frühstück sind wir wieder auf „Steckdosen-Tisch-Jagd“ gegangen, um den Bericht von gestern Abend noch zu schreiben, sowie die Fotos runter zu laden. Thomas‘ Eisberg-Filmsequenzen von gestern Abend überspielen wir dann nach dem Mittagessen auch noch, dass wir „parat“ sind, wenn wir Jan und seine Frau wieder treffen sollten.

Wir machen auch eine „Kontroll-Runde“ über’s hintere Pooldeck (Deck 9), aber stellen fest, es ist doch sehr feuchte, mit Gischt durchsetzte Luft und dadurch auch in Zusammenhang mit dem Wind ordentlich kühl. Die Pool Attendants putzen das viele Wasser auf dem Deck weg, einige hartgesottene Mitreisende schwimmen bei „Naturwellengang“ (durch das Schaukeln des Schiffes verursacht) im Aussenpool und ein anderes Pärchen räkelt sich im warmen Jacuzzi. Ist ja alles gut, aber nachher aus dem Becken raus, das sehe ich als die schwierigste Etappe der ganzen Sache an. Nun ja, wer’s mag, dem sei’s gegönnt – der/die kann wenigstens zu Recht behaupten: ich bin im Grönländischen Meer geschwommen !
zu Mittag wird wieder alles aufgefahren, was die Küche und Konditorei hergibt.
und der Schiffs-Doc unterhält sich u.a. mit dem Patissier (mit dem hohen weissen Koch-Hut)
Während wir das bisher Geschriebene durchlesen und evtl. Tippfehler korrigieren, interessiert sich eine der Bar-Kellnerinnen für das, was ich schreibe. Ich erkläre ihr, dass dies unser „Tagebuch“ ist und das Fazit sowie auch der Link zum Blog, wo dann auch die passenden Fotos mit hochgeladen sind (falls Interesse am Detail besteht) schlussendlich auch an die Reederei-Leitung weitergegeben wird, da in einem „Meckerbrief“ am Ende der Reise gar nicht alles so dargelegt werden kann, dass es schlussendlich stimmig ist und nicht falsch verstanden wird. Das letzte Mal war die Reedereileitung sehr angetan, hat die Info an die Schiffsbesatzung, bzw. die Bereichs-Cheffen weitergeleitet und aufgrund dessen hat unsere Zimmerperle damals eine „Belobigung“ oder freien Tag oder so erhalten. Jedenfalls war es wohl so gravierend, dass sie sich persönlich per e-mail bei uns dafür bedankt hatte. Wir waren total begeistert. Die Bar-Kellnerin fand das gut und fragte nach einer weiteren Runde durch ihren Bereich, ob sie die Internetadresse bekommen könnte, wo das dann veröffentlicht wird. Klar – kein Problem ! Ich warnte sie jedoch vor dem Google-Translator, denn das gibt ab und zu komische Ergebnisse. Sollte was nicht klar verständlich sein, möge sie mich doch bitte kontaktieren, ich erklär ihr’s dann auf Englisch genauer. „Better safe than sorry“.

Ich wollte mich diesen Nachmittag endlich mal um die Shopping-Galery „kümmern“. Kaum war ich unten auf Deck 3 und begann, mich mit dem Verkäufer zu unterhalten, kam vom Kapitän die Durchsage: Eisberg Starboard Side ! Ich erst auf Deck 3 raus auf’s Promenadendeck zum Schauen: der Eisbollen war noch weit genug weg, also nichts wie hoch zu Thomas, dass er auch in Ruhe raus kann, um zu fotografieren, da ich ihm den Rucksack mit Laptop und allem da gelassen hatte. Dumm war nur, dass alle Lifte jetzt hoffnungslos überfüllt oder blockiert waren. Also bin ich halt der Länge nach durch’s Schiff und dann die 6 Decks über die Treppen auf Deck 9 hoch gehechtet, um ihm Bescheid zu sagen. Wir sind dann ans hintere Pooldeck und haben unter Dach gewartet, bis der Eisberg dann tatsächlich an uns vorbei trieb, bzw. wir an ihm vorbei gefahren sind.
Ab 16:40 hab ich ein paar nette Fotos schiessen können. Das Wetter (Regen + Wind) machen das leider nicht sehr einfach. Der Eisberg war nicht gross (nicht so gross wie der von gestern Abend), aber dennoch gefährlich genug. Man sieht auf dem Foto genau rechts noch eine „Bugwelle“, was zeigt, dass das Teil unter Wasser noch deutlich mehr Umfang hat. Also in jedem Fall gefährlich genug für ein Schiff ohne Eisklasse. Wir fahren sehr vorsichtig weiter, denn der Regen und relativ dichte Nebel lässt nicht weit blicken.

Schweiss triefend hab ich dann die Kamera dabei behalten und wollte meine Unterhaltung mit dem Verkäufer auf Deck 3 fortsetzen. Also die Treppen wieder runter und das Schiff entlang nach vorn. Endlich konnte ich in Ruhe weiter gucken, hab auch ein paar nette Mitbringsel für meine guten Selen zuhause gefunden, bin ich grad auf dem Rückweg auf Deck 3, gongt’s wieder über die Schiffslautsprecher: Eisberg port side ! Also diesmal die andere Seite. Ich wollte diesmal den Aufzug nehmen, aber als endlich einer auf Deck 3 hielt, war er knall voll. Also wieder die Treppen, diesmal haben die Lungen nicht so gestochen, aber die Beine fiepen ordentlich. 6 Decks über Treppen im Volltempo bin ich einfach nicht gewohnt… oh weia, sowas nennt der Mensch nicht vorhandene Kondition. Thomas wurde diesmal zum Glück von Franzosen am Nebentisch informiert (mit dem MP3-Player im Ohr klappt das mit der Verständigung über den Bordlautsprecher nicht so dolle) und er sass bereits mit der Kamera im Anschlag da, um den weissen „Bröckel“ zu filmen. Ich konnte noch ein paar Bilder mit meiner Kamera schiessen (es ist mittlerweile 17:30). Dieser Eisberg war glatter und ebenmässiger geformt.
Nicht lang danach hatte sich der dichte Nebel kurz gelichtet und eine Italienerin rief: Delfini ! Also haben wir die Hälse gestreckt, zum Filmen und Fotografieren hat’s nicht gereicht, weil zu weit weg und zu unklar durch den Regen, aber es waren deutlich eine Delfingruppe, die wieder einen Fischschwarm in Aufruhr gebracht hatte. Das Wasser hat regelrecht gebrodelt und rund herum hat man immer wieder Delfin-Leiber gesehen. War sehr interessant. Wir hatten bei dem Wetter heute nicht mit Tiersichtung gerechnet. War wirklich klasse. So geht ein zwar draussen recht trüber, aber dennoch interessanter Tag schon wieder auf’s Abendessen zu. Wenn ich denke, hier ist’s jetzt grad 19:20 und zuhause ist’s schon 23:20 … tststs… Kunststück, bin ich schon wieder so müde….

Wir konnten die Zeit heute gut nutzen. Thomas hat endlich mal sämtliche Tagebucheinträge von mir für diese Reise bis jetzt durchgelesen und seine Kommentare und auch Zustimmung erteilt, ferner haben wir seine Filme von gestern Abend noch runtergeladen und betitelt. Zudem konnte ich die nächsten Tagebuchseiten bereits vorbereiten. So haben wir dann morgen für die Erkundung von Nuuk mehr Zeit. Wir sind gespannt, ob wir ein einigermassen erträgliches Wetter bekommen werden, oder dass es zumindest nicht zu sehr regnet, während wir durch die Altstadt laufen. Wir werden sehen und weiter berichten.
Jetzt sehen wir erst mal zu, dass wir zum Abendessen kommen und sind sehr dankbar für einen weiteren schönen und friedlichen Tag auf See.
 Erschreckend ist nur, dass wir heute vor einer Woche unsere Kabine bezogen haben. Wo ist diese Woche nur geblieben? Die Zeit rast. Jetzt kommt langsam der Erholungseffekt. Es ist wirklich sehr gut, haben wir so viele Tage auf See, um nur die Seele baumeln zu lassen und richtig „Pause“ machen zu können. So freuen wir uns auf anstehende Landgänge und sehen diese nicht als „Stress“ an, wenn früh aufgestanden werden muss. Würden wir zwar sonst auch nicht, da wir diese Orte ja besuchen möchten, doch macht’s das alles etwas leichter. So können wir bereits für unsere Reise nächstes Jahr „üben“. Da haben wir dann 2x 6Tage am Stück auf See und dazwischen noch mal ein bissle was.