Wie (fast) jeden Tag 07:30 aufstehen,
08:30 Frühstück im
Britannia und wir haben tatsächlich wieder einen Fensterplatz bekommen ! Und
zwar vom Maître, der uns in der Launderette gesehen hatte. Ist jetzt richtig ein Insider-Witz geworden. „How
are you today?“-„Great, and even without doing our laundry!“ Gröl… Nach
einem ausgiebig langen (nicht mengen-, aber zeitmässig mehr) Frühstück sind wir
hoch in den Wintergarten und haben uns einen Platz mit Steckdose für den Laptop
gesucht. Hab ja noch 2 Tage nachzuschreiben.
Es ist ca. 11:00 und im Wintergarten läuft das Wasser, das
von Regen und Wind auf der einen Seite durch die Türen reingedrückt wird, durch
den Wintergarten auf den Steinfliesen durch und sammelt sich am anderen Ende
(quer durch).
Gut, ist der weisse Flügel am Boden angeschraubt und zwar mit
Metallfüssen. Die hier eingestellten Bilder waren nur der Anfang dessen, was an Wassermassen durch die Türritzen folgen sollte... Die Boys sind die ganze Zeit am Rennen und Machen und Wischen,
dann hat sich so viel Wasser gesammelt, dass sie mit zwei grossen Nass-Saugern
kommen und an jeder Seite des Schiffs das Wasser aufnehmen. „Simply amazing“
aber weniger auf die lustige Art.
Mittagsbericht vom Kapitän über die Lautsprecher in allen
öffentlichen Räumen:
Aktuell haben wir Wolken, starker Regenfall. Windstärke 10
in Böen bis Windstärke 11, Wellen 6-7 m. Gemäss Quebec-Lotsen, der uns gestern Abend
durch den St. Laurence-River gebracht hat, mussten die Celebrity Summit &
Silver Whisper gestern (sie sind vormittags abgefahren) kurz bevor sie aus dem
St. Laurence River raus kamen, umdrehen um einen sicheren Hafen zu finden, denn
die anstehenden Wetterbedingungen waren nicht sicher für diese Schiffe. Gemäss
Kapitän Kevin Oprey der Beweis dafür, dass die Qeen Mary 2 genau für solche Bedingungen
gebaut wurde. Jetzt hängt das Schiff nicht nur schief (Blick eine Seite Wasser/Wellen
und richtig viel Wind mit Regen an die Scheiben, andere Seite graue Wolken
–ohne Horizont!) sondern jetzt stampft es auch. Wenn wir aus dem Schutz der Ile
d‘Anticosti raus fahren, kann das noch „lustiger“ werden, aber der Wind soll
zumindest von einer anderen Seite kommen, sodass die Fahrt etwas ruhiger werden
sollte. Allerdings die Wellen können beim 7m-Level bleiben. Ich hab gerade
versucht, auf’s Klo zu kommen. Hin, na ja und zwar in Schräglage und zum
Abbiegen bergauf und dann mit Anlauf in die Kabine, denn das Schiff hat sich
grad wieder auf die andere Seite gelegt. Wow... Und dass die Toilettensysteme
trotzdem noch funktionieren, das beeindruckt mich von allem am meisten. Den Weg
zurück in den Wintergarten hab ich auf der anderen Seite gewählt (die Seite,
die in den „Himmel schaut“) und hab auf dem Weg noch einen Ingwertee vom Buffet
geholt. Ja, sehr abenteuerlich, aber echt. Auch wieder in Schieflage, hab ich
meinen Tee und mich wohlbehalten im Wintergarten wieder auf meinen Platz am
Laptop gebracht. Da kam schon die nächste auf-ab-rechts-links-Kombination und
ich hab nur meinen Tee festgehalten, dass die Tasse nicht fliegt. So ein Gefühl
hab ich eigentlich nur mit der Costa Classica 2006 zwischen Edinburgh und
Dänischer Küste erlebt.
Ray (Cruisedirector) informierte nach dem Mittagessen, dass
die Theatervorstellung für heute Nachmittag abgesagt wird, weil die Dünung zu stark
ist. Nach ein paar Minuten gibt’s die Info, dass der Dom im Illuminations so
fixiert werden konnte, dass wenigstens der Film um 13:30 gezeigt werden kann.
Die Leute sollen aber bitte äusserst vorsichtig laufen und sich immer fest
halten, wenn sie sich durch’s Schiff bewegen. Ansonsten bitte in den
öffentlichen Räumen mittschiffs aufhalten oder in der Kabine. Ach ja, sinnvoll
wäre es noch, sämtliche Sachen, die in der Kabine irgendwie oben stehen, nach
unten zu verlagern, weil die nämlich durch die Gegend fliegen könnten. Sehr
beruhigende Nachricht.
Um 14:00 hol ich mir auch was zu essen, nachdem Thomas schon
erfolgreich sein Tablett mit Mittagessen und Getränken in den Wintergarten
balanciert hatte. Ich hab da grad eine etwas „flachere Phase“ erwischt. Vorher
aber noch mit Anlauf aufs Klo... Nicht, weil ich’s so dringend hatte, aber das
Schiff hat sich grad wieder auf die passende Seite „gelegt“... Als ich mit
meinem Teller mit Essen, Besteck & neuem Ingwertee (ohne Tablett, ich will
Kontrolle über mein Zeugs haben, ohne dass es auf einem Tablett rumrutscht) wieder
am Platz war, hat sich Thomas auf den Weg gemacht, erst mal in die Kabine, noch
was holen und dann nach vorne in die Bibliothek zu gehen, oder auch ins
„Zwischendeck“ beim Illuminations (seitlich rechts und links vom Theater), wo’s
die Puzzel- & Kartenspiel-Tische an den Bullaugen hat. Mal sehen, ob’s da
eine Möglichkeit gibt, zu filmen, denn die Wellen müssten da ordentlich an den Fenstern
vorbei rauschen. Ich hab mich um mein Essen gekümmert und Thomas sich um einen sicheren
Weg zu seinem angepeilten Ziel. Hoffe, er kriegt das ohne grössere Blessuren
hin. Es gibt zwischendurch schon ordentliche Schaukelei und zwar in alle
Richtungen.
Jetzt kommen die Boys und fangen an, die restlichen
Wasserflecken mit Pool-Tüchern aufzusaugen. Und jetzt kann ich wenigstens noch
Bescheid geben, dass aus dem Brunnen neben uns im Wintergarten vorher zwei
ordentliche Wellen Wasser raus auf den Teppich geschwappt sind. Als Thomas es
sagen wollte, wo’s passiert ist, waren die so dermassen mit dem Wasser draussen
halten von der Promenade beschäftigt, dass die Meldung nicht ankam. Das andere
war wichtiger, weil nicht eine limitierte Menge, wie beim Wasserspiel hier. Das
Becken hat nur ein gewisses Mass an Wasser und das war zwar auch viel, aber
überschaubar. Der Boy hat sich mit einem Kollegen drum gekümmert und sich
nachher mehrfach bedankt, dass ich’s gesagt hab. Aber ich meinte dann, „Ihr
ward so dermassen mit dem Waser von der Türe her beschäftigt, da kam die
Meldung nicht an.“ Wenigstens wird jetzt auch der Teppich hoffentlich bald
wieder trocken.
Der eine Boy meinte dann nur, dass alles „portside“ undicht
war und Wasser rein gedrückt hatte (wohl die aktuelle Wind/Wetterseite). Die
armen Leute, die ihre Balkonkabinen auf der Seite haben. Wir überlegten vorher schon,
wie’s bei denen wohl jetzt in den Kabinen aussieht? Hoffentlich haben die keine
Schäden. Wär echt schade.
Das Schiff hat einiges zu schaffen. Der Bug kracht öfters
mal in ein paar Brecher rein, dann vibriert alles. Beeindruckend, was das
Material alles aushalten muss. Erst die Dauerhafte Vibration der Motoren und
dann sowas hier, wo der gesamte Rumpf der Länge nach „gedreht“ wird.
Ich bleib brav auf meinem Platz hier sitzen und schreib
weiter an unseren Tagen in Quebec. Vor allen Dingen halte ich mich an den
Ingwertee und die Atemtechnik, die ich in der Coop-Zeitung (oder war’s Migros?
Ich weiss es immer noch nicht) gelesen hatte. So geht das noch ganz gut. Schliesslich
ist’s nicht mehr lang bis „spätnachmittag“ und dann sollte ja gemäss Vorhersage
das Ganze etwas milder werden. Schauen wir mal, ne?
Ach ja, der Kapitän hat ausserdem informiert, dass wegen der
Dünung einige Aufzüge gestoppt werden mussten, sodass einiges an
Kapazitätseinbusse da sei. Also, wer irgendwo hin pünktlich kommen will, der
solle doch bitte genügend Zeit einplanen (wir haben wirklich viele Leute mit
Gehbehinderung an Bord, wo das mit der Treppensteigerei nicht so die Lösung
ist). Ja, klare Ansage.
Der Kapitän (bzw. das Wetter oder auch der Wetterbericht) hat
Wort gehalten. Es ist 15:30 und fast nix mehr zu spüren. Na ja, ab und zu ein
„huiii“ nach oben und unten oder rechts und links, aber kein Vergleich mehr zu
vorher. Ausserdem sehen die Wellen draussen viel imposanter aus, als das, was
wir jetzt drin spüren. Dass der Wind umgeschlagen hat, ist einiges Wert und
wirklich deutlich spürbar.
Thomas hat klasse Filmsequenzen vom Bug des Schiffes
mitgebracht – er hat aus dem Spa, den Seitenfenster des Theater-Ganges und Commodore-Club
raus gefilmt. Lecker...
Ich mach noch eine „Kurzübersicht“ für die Zuhausegebliebenen
per e-mail parat und dann geht’s aber nichts wie ab in die Kabine, ich muss
mich mit Thomas zusammen für den Ascot-Abend richten !
Tja, als ich dann gegen 19:30 in die Kabine kam – Thomas war
vorher schon runter, um sich etwas hinzulegen – und wollte mich so langsam in
Richtung Kleider aus dem Schrank sammeln machen, ging dann plötzlich gegen
20:00 der Alarm los. „Hä?“ Draussen auf dem Gang hörten wir „here is the
bridge, here is the bridge, staff emergency, staff emergency, families with
children move to Zone C!” und dann das einmalige Pfeiffen der Sirene (aber
nicht wie bei der Seenotrettungs-Übung 7x kurz und 1x lang). Und was mir
irgendwie an der Ansage fehlte, war das 3x „for exercise“ für die Crew... Das
hatten wir auf Seetagen eigentlich täglich gehört, aber nicht während dem
Hauptgang im Britannia (1. Sitzung)... Hmm. Na ja, jedenfalls, hab ich
(halbnackt – wollt mich ja eigentlich umziehen) aus der Kabinentüre gelinst und
den nächstbesten mit Cunard-Namensschild an der Brust, der an unsrer Kabine vorbei
rauschen wollte, gefragt, was wir machen sollen. Der meinte nur „please stay in your cabin, more
announcements will be given”. Na ja, ich hab halt wieder die
“Alltagsklamotten” angezogen, die Handtasche mit Geldbeutel, Pässen und
Mobiltelefon gepackt (so als kleinste Notration, falls nötig) und mich zu
Thomas, der mittlerweile hellwach war, aufs Bett gesetzt und gewartet.
Innerhalb 5-10 Minuten kamen noch 2-3 Ansagen von der Brücke, vom Kapitän
selbst und auch von Ray (Cruisedirector). Wir sollten weiter in den Kabinen
bleiben, und zudem wäre „a small fire incident in the exhaust of one of the gas
turbines“ gewesen, das aber mittlerweile voll unter Kontrolle sei. Die nächste
Ansage, ein paar Minuten später, war„all crew stand back except the fire
troup“, also durfte wohl auch der Koch, der auch mitsamt seinem hohen Hut durch
den Gang gefegt war, wieder zurück an den Herd. War nicht ganz ohne.
Schlussendlich kamen noch zwei Ansagen, eine vom Kapitän und eine von Ray, dass
wir wirklich wieder in Ruhe zurück zu unserem Essen dürfen und dass sie
garantieren, dass alles unter voller Kontrolle sei und sie uns allen einen
wunderschönen, unterhaltsamen Abend wünschen. Na ja, also haben wir uns (mit
einem Hauch von Titanik-Gefühl – dort haben die Fiedler auch bis zum bitteren
Ende Geigen-Weisen gespielt) dann doch umgezogen und sind zum Abendessen ins
Britannia, wo natürlich auch aufgrund des Ganzen mit dem Brand alles
durcheinander gekommen war. Die Kellner waren noch am Tische richten und somit
hatten auch wir noch einen Eintrag mehr des sehr ereignisreichen Tages für’s
Tagebuch.
Die Organisation hat super funktioniert, der immerwährende
Drill der Crew ist hier sehr sinnvoll zum Einsatz gekommen und die ganze Sache
hatte alles nur um wirklich 15 min. verzögert. Das ist beeindruckend !
Während unseres Abendessens hat auch der Kapitän nochmal
über die Gesamtsprechanlage sich für den tollen Einsatz der Feuerwehrleute, für
die Geduld der Gäste und die super gute Zusammenarbeit der gesamten Crew
bedankt.
Als dann zur Nachtischzeit die Kochparade wieder unter
Marschmusik aufmarschierte (schliesslich ist ja Abschieds-Gala-Abend für die
Gäste des zweiten Teils der Reise),
hat später auch Ray beim Lob der ganzen
Kellner und Hilfskellner hervorgehoben, dass sie das heute wirklich klasse
gemacht hätten. Es ist selten, dass während Windstärke 11 (110-119 km/h
Windgeschwindigkeit) die gesamte Kellnerschaft zusammensteht und die Gäste im
Restaurant noch weiterhin bedienen kann. Ja, da konnten wir nur zustimmen. Wir
haben es auf Deck 7 im Wintergarten und im Kings Court miterlebt, das war für
die bedienenden Mitarbeiter sicher doppelt schwer. Das war wirklich einen
grossen Applaus wert.
Ach ja, und Ray (Cruise Director) hob hervor, dass man
durchschnittlich pro Tag ein Pfund zunehmen würde und schuld sei der Chef von
der Patisserie (aus den Philippinen). Ach nee, ne? Wenn wir das hochrechnen
würden, au weia, da würden wir in kein Kleidungsstück mehr passen. Das lassen
wir lieber... Wir sind froh, aus dem Stadium hinaus zu sein, dass wir für das
Geld was wir bezahlt haben, auch unbedingt alle Menüpunkte einverleiben müssen,
die auf der Karte stehen, obwohl die Kellner das problemlos machen würden. Aber
das ist dann doch zu viel des Guten. Schliesslich gibt’s auf dem Schiff
wirklich 24 Stunden lang Zugang zum Essen... und das muss nicht zwingend der
(gratis) Zimmerservice sein !
Nachdem wir unseren leckeren Nachtisch mitsamt Petit-Fours
(also die gehören sogar für uns noch dazu) zum Kaffee auch noch vertilgt
hatten, sind wir zum Purser’s Desk für noch mehr „You have been a
Star“-Nomination-Karten, denn es ist wirklich äusserst schwierig, eine Person
nur zu bezeichnen, denn sie sind irgendwie alle auf eine Art sehr beeindruckend
und gut in ihrem Service. Aber irgendwie mussten wir „den Berg hoch“ laufen, um
zur Rezeption zu kommen. Das Schiff lag schon wieder schief. Aber wie. Hmmm.
Blöd, hab ich kein Foto gemacht, das war echt heftig. Die Leute liefen alle
nicht ganz grade durch die Gegend. Die Fussknöchel/Beine hatten einen Winkel
zum Fuss, der so normal nicht zum Laufen taugt. Auch waren überall dezent die
weissen Tütchen ausgelegt. Ob auf den Toiletten oder wie hier an der Rezeption.
Schön griffbereit.
Wir sind dann bald zurück zur Kabine und haben wieder
festgestellt, dass es bei uns hinten doch einiges mehr schaukelt und rumpelt
und quietscht und knirscht, als mittschiffs. Tja, und das Schiff ist immer noch
„schief“. Wir liegen im Bett und haben irgendwie das Gefühl, dass wir aufpassen
müssen, nicht aus den Fussenden raus zu rutschen, da unsere Betten quer zum
Gang stehen. Jetzt wissen wir auch, warum die Bettdecken immer unter die
Matratzen eingesteckt werden... So fallen die Gäste bei starkem Seegang nicht
aus den Betten.
Das war mein letzter Gedanke und ich habe mich in einen
tiefen, traumlosen Schlaf „verschaukeln“ lassen.