Heute ein bissle ausschlafen, solange man davon überhaupt sprechen kann, den heute Nacht wurde uns die letzte Stunde, die uns von “zuhause” trennt, auch noch genommen, will heissen, als ich das erste Mal aufgewacht bin, war’s schon “zu spät” (09:30), um sich nochmals genüsslich umzudrehen.
Mit einem recht dicken Kopf – wiedermal ohne was (Alkohol) getrunken zu haben – schleppe ich mich ins Bad und versuche das Beste, dass es doch noch ein erträglicher Tag wird.
Als Thomas dann freie Bahn ins Bad hatte, hab ich mich um die Trinkgelder-Couverts mitsamt den Begleitnotizen (machen wir immer gerne – ein paar persönliche Wünsche dazu) gekümmert und vorbereitet. Changfeng, unser Cabin Steward bekam seins direkt in die Hand gedrückt, als wir auf dem Weg zum „Spätstück“ waren (10:30). Die restlichen zwei für Christian und seine Gehilfin haben wir bis heute Abend noch im Safe verstaut. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet und wir haben das Retour-Geld von der Eis-Fahrt noch obendrauf getan und somit unseren Wunsch nach „Rückvergütung ans Personal“ doch noch erfüllt.
Auf Deck 9 angekommen, gibt’s erst mal was zum Essen und vor allen Dingen einen Kaffee in der Hoffnung, dass mein Kopf endlich „weniger“ wird. Wir treffen auch das fränkische Paar, mit denen wir uns noch „verabreden“ zwecks Bilder-& Video-Austausch. Nach dem Frühstück suchen wir uns wieder einen Tisch mit Steckdose, und laden erst mal Thomas‘ Ausbeute von gestern auf den Laptop und sichten ihn.
Am Nachmittag kam noch Jan und seine Frau aus Holland, er bekam auch noch den Orka-Film von Tórshavn. Mit ihnen haben wir uns auch noch eine Zeit unterhalten, bis ich dann wirklich dringend das Tagebuch von gestern weiter schreiben musste, sonst wär das gar nichts mehr geworden.
In der Zwischenzeit ist Thomas in die Kabine und hat angefangen, seinen Koffer zu packen.
(Webcam-Bilder vom kostenfreien Costa-Internet runtergeladen)
Die Koordinaten vom Web um 16:08:
Speed: 17 knots (32 Km/h)
Heading: 144.6 Deg.
Latitude: 54° 58' 20'' N
Longitude: 2° 27' 33'' E
Wind Direction: 206.3 Deg.
Temperature: 17.9 °C
Humidity: 86 %
Pressure: 1011 hPa
Wind Speed: 61 Km/h
17:30 war Thomas wieder da, hatte tatsächlich den Koffer komplett fertig gepackt und hat den Bewertungsbogen mitgebracht, der auch noch dringend bis 20:00 ausgefüllt und abgegeben werden muss. Oh Mann… ich „liebe“ Packerei, speziell, da ich jetzt keine Lust hab, schon in die Jeans von morgen zu schlüpfen…
Von zuhause bekomme ich per SMS ‘ne Info, dass zuhause 31°C und Sonne satt ist. Wir überlegen, ob wir an Bord bleiben, oder nach St. Petersburg weiter mit fahren sollen…
Also, es hilft alles nichts, aber ich muss wohl oder übel jetzt dann mal ran, sonst wird das nix mehr.
Weiter schreiben kann ich dann ggf. auf dem Heimweg im CNL morgen Abend oder eben dann übermorgen zuhause.
Wir haben zudem erfahren, dass aufgrund der Verlegung des Ankunftsterminals in den Containerhafen tatsächlich ein Shuttle-Bus zur Verfügung steht, der uns bis 5 min. vor die Centraal Station fahren wird. Super. So ist das richtig.
Thomas kam um 20:30 in die Kabine und meinte nur: „oh je, noch nicht fertig?“ Nee, noch nicht fertig… Wie hatte ich nur das ganze Zeug vorher da rein bekommen?? Ich versuche ruhig zu bleiben und mache weiter. Meine Klamotten für das Abendessen, bzw. für die morgige Reise (ich mag eigentlich nicht so ins Restaurant, aber da bleibt wirklich nichts anderes übrig) liegen nebendran und ich packe alles andere – schweiss-triefend ein. Am Ende lege ich mich quer über meinen Koffer und kann wohlwollend grunzend feststellen: na bitte – geht doch ! Der Reissverschluss ging – nach dem auspressen der Luft aus den zusammengelegten Klamotten – doch noch zu. Dann schnell den Koffer-Riemen drum, die Reisetasche zu und anziehen, dass wir unsere Kellner nicht warten lassen. Die schon vorab ausgefüllten Kofferanhänger (wir haben diesmal „gelb“) dran geklebt und nichts wie raus mit dem Gepäck vor die Türe,
dass die das ganz wie sie Zeit haben, abholen können. Alleine der Gedanke: mind. 5‘000 Koffer am nächsten Morgen raus verfrachten und farblich richtig sortiert aufreihen… die tun mir leid. Das hatten wir bis jetzt auch noch nie geschafft, die Koffer fixfertig vor die Türe, bevor wir zum letzten Abendessen sind... wow...
Hier ist noch Changfeng, unsere "Zimmerperle" am Rennen, dass alle Gäste rechtzeitig ihre Betten ein letztes Mal schön gerichtet bekommen.
Wir kommen grad eben mit 3 min. Verspätung an unserem Tisch an und freuen uns auf ein letztes gemeinsames Abendessen im Taurus Restaurant.
Es war wieder fein, jeder hat was für seinen Geschmack gefunden, aber irgendwie – mein Kopf – musste ich bei der 2. Ricotta-Canelloni (hatte die Pasta als Hauptgang gewählt, weil das sonst zu viel wird) kapitulieren. Oh echt, welcher Verlust.
Plötzlich ging wieder Musik im ganzen Speisesaal los… „Chariots of fire“ (Vangelis). Da haben sich die Kellner bei ihren Bereichen gesammelt, haben rote Kerzen angezündet, mit Tropfschutz- bzw. Reflexions-Bechern (clever – ein Loch in einen Pappbecher und Kerze durch),
und dann ging’s los mit „Time to say good-bye“ (Sarah Brightman und Andrea Boccelli). Oh Mann, das war sehr anrührend… Ich hab mich noch mit fotografieren und Stimmungsfilmle ablenken können, aber dann war’s vorbei… ich hab drei Nastücher gebraucht, bis ich mich wieder beruhigt hatte… Wie soll ich sagen… ich war nicht traurig, dass wir gehen müssen, nein. Schliesslich ist alles nur in beschränkter Zeit zur Verfügung und nur so ist’s dann nicht plötzlich langweilig und das ist gut so. Nein, es war die überwältigende Klarheit, wie gut es uns geht und was wir für eine wunderschöne Reise erleben durften, mit so vielen Tieren, netten neuen Bekannten, relativ gutes Wetter und wirklich guter Mannschaft, die uns heile hin und wieder zurück gebracht hat. Na ja, andere freuen sich einfach, ich heul halt dann…
Wenigstens hat das leckere Eis dann noch rein gepasst, aber mein Kopf war immer noch, bzw. wieder heftiger geworden und der Bauch ziepft auch wieder. Ich kann den Abend nicht wie sonst auch ausklingen lassen. Ich geh direkt ins Bett. Das Gepäck ist ja erledigt und somit muss ich mich um nichts mehr kümmern. Um 23:00 haben wir das Licht aus gemacht – in der Hoffnung, morgen wache ich fit und munter auf und hab mich dann so richtig erholt. Wir stellen den Wecker auf 06:30.
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