Die Nacht war nicht ganz so toll, wie der Abend davor. Ich
hab wohl ziemlich rumgeröchelt, wurde ein paarmal an gestupst, weil Thomas die
Infos im Landangs-Info-Kanal nicht mehr verstand, also hab ich mich immer
wieder anders hin gelegt, in der Hoffnung, ich bekomme einfacher und
geräuschärmer Luft.
Um 06:00 (neue Zeit) bin ich dann mal in Richtung Bad
gewankt, und mein Hals hat mich irre gemacht. Mei, tut das weh... alles wund
und offen... Also die Myrrhen-Tinktur wieder ausgepackt und gegurgelt. Da kam
ordentlich was raus. Dann Flaschen-Wasser getrunken (gegen die
Klimaanlagen-Auswirkungen) und versucht, mit einem Ricola in der Backe, weiter
zu schlafen (das beruhigt die Schleimhäute wirklich toll). Um 07:00 bin ich
nochmal aufgewacht, aber ich hab’s dann mit hin und her drehen und noch einem
Ricola im Mund irgendwie geschafft, bis der Wecker um 07:30 los ging. Also
wieder ins Bad, nochmal gegurgelt, weil der Hals noch nicht wirklich der Hit
war, ausserdem die Nase dicht und die Stirnhöhlen auch. Ich muss baldmöglich
auf Deck 7 an die frische Luft! Egal, wie nebelig oder auch regnerisch.
Wir richteten uns, haben die Reinigungswäsche noch parat
gemacht (Smoking-Hemden & -hose, weil ja jetzt dann sicher 2 Tage kein
Gala-Abend mehr ist) und sind dann wieder ins Britannia Restaurant zum
bedienten Frühstück, da wir ja rechtzeitig dran waren.
Wir wurden wieder nach oben geleitet und tatsächlich an
einen Zweier-Tisch mit einem Abstands-Tisch zum nächsten Zweier-Tisch und zwar
genau zu dem englischen Pärchen, das wir an der World-Club-Gala im Queens Ball
Room bei Richard kennen gelernt hatten. Sie reisen auch bis Kanada und wieder
zurück nach England. War schön, sie zu sehen und so war das Frühstück über
einen leeren Tisch hinweg äusserst kurzweilig.
Wir sind danach auf Deck 7, ich bin meine zwei Runden ums
Schiff gelaufen (wurde angenehm warm, kam fast ins Schwitzen, aber ich glaub,
das liegt eher an der Luftfeuchtigkeit)
und danach haben wir uns im
Wintergarten wieder einen „Laptop-konformen“ Platz mit Steckdose gesucht, um
auch ja die „Memoiren“ dieser Reise zeitnah festhalten zu können. Bei der
Mittags-Info der Brücke über alle Lautsprecher, wurde uns bekannt gegeben, dass
uns in New York Wolken und teils Schauer erwarten. Zudem gaben sie den Zeitplan
durch, wann wir welche „Landmark“ passieren würden... Um 03:30 wird der Pilot
an Bord genommen. Um ca. 05:00 fahren wir unter der Brücke durch, wo’s
eigentlich so gut wie keinen Platz für den Schornstein der QM2 hat (dafür
musste der Schornstein in den Plänen bereits gekürzt werden) und um 05:30
passieren wir die Freiheitsstatue. Gegen 06:30 werden wir dann in Brooklyn am
Terminal fest machen. Au weia, soo früh (ich hatte mit 06:00 gerechnet)!!! Ich glaub,
ich bleib lieber beim Sailaway-Schauen bei Tageslicht nach unserer Rückkehr vom
Landausflug... Thomas meinte nur: na und? Probieren kann man’s ja mal. Na gut,
soll er. Es gibt ja auch ein ziemlich knappes Frühstück wegen dem Check-out der
anderen Passagiere usw.
Heute Nachmittag um 15:00 signiert der Kapitän Bücher
(„please do not bring trivial things such as menues etc. to sign”) im Bookshop
(in der Hoffnung, wir kaufen dort ein Buch, um es unterschreiben zu lassen...).
Thomas wird mit seinem Buch über die QM2 hin gehen, das er von unseren
Mitreisenden aus Niederbayern (Spitzbergen 2007) geschenkt bekommen hat. Dann
ist das Ding richtig vollständig und unsere Bekannten haben auch eine Freude
(hoffen wir mal). Zudem hat Thomas das Teil dann mit „Mehrwert“ mit- und wieder
heimgeschleppt.
Sodele, jetzt such ich mir glaub ich eine Ecke, wo ich mich
hinlegen kann... Oh ehrlich, bin ich alle... warum eigentlich? Wir haben so
viel Stunden „geschenkt“ bekommen. hmmm. War wohl die Röchelei heute Nacht. Das
gibt nicht viel echte Erholung. Egal, ob geschlafen oder nicht. Wenn der
Sauerstoffgehalt nicht ausreichend ist, passt der Rest auch nicht.
Auf dem Laptop hab ich ja noch die „alte“ Zeit von
Deutschland drauf, da ist’s jetzt 17:30 und wir haben grad mal 12:30 (mittags).
Eigentlich Zeit, sich im Kings Court (schon wieder) was zu essen zu holen, aber
na ja, mal schauen.
Tja, und während wir uns wieder einen Platz in einem der
„Glaskästen“ vom Kings Court sichern konnten, mit Blick auf den komplett
vernebelten Atlantik unterhalb Neuschottlands, haben wir neben uns zwei
Schweizerinnen beim Ausfüllen des „Meckerzettels“ (auf „Neudeutsch“
Bewertungsbogen) und vor allen Dingen auch beim Ausfüllen der Zollzettel (wie
wir gestern) akustisch mitbekommen. Sie sassen ja quasi neben uns. Irgendwie
kamen wir ins Gespräch und was war? Die kommen aus einem wirklichen Dorf im
Baselland und kannten tatsächlich die Firma, in der ich arbeite (die ist ein
paar Dörfer weiter Richtung Westen) ! Gut, wer kennt die nicht im Umkreis...
Also echt... Na ja, die Welt ist klein, und zwar echt mächtig... Die Damen
waren mit der TCS-Gruppe (Touring Club Suisse, sowas wie der Schweizer ADAC)
unterwegs, und haben ab morgen dann noch 4 Tage New York vor sich. Das ist auch
ok. Bloss nicht direkt wieder heim fliegen müssen, als das ist sowas von
bääh....
Ich habe dann endlich meinen Salat auch gegessen, als wir
fertig geratscht hatten und dann bin ich noch eine Runde im Nebel ums Schiff.
Die Temperaturen in der eben grad durchgedrückten Sonne waren ober-bappich,
wenn ich das so vorsichtig behaupten kann. Auf der anderen Schiffseite, war’s
grad ok, aber eben halt hoch feucht. Man konnte dort, wo die Sonne durch kam,
fast nichts sehen (ohne Sonnenbrille), weil jeder einzelne Nebeltropfen so
geblendet hat, es war beeindruckend. Meinem Kopf ging’s dann endlich ein bissel
besser.
Die Blumen der Grand Lobby von der Nähe...
... und auch eines der Tischgestecke drum herum bei den Sesseln.
Thomas und ich sind dann noch in den Logo-Shop gegangen, er
wollte einen anderen Adapter-Stecker und ich habe das Fräulein von gestern
wegen dem T-Shirt für meine Mutter nochmals gefragt, ob das sein kann, dass der
Discount sooo gross war, oder ob sie sicher ist, dass sie sich nicht
verschrieben hat? Sie fand das grossartig, dass ich so ehrlich wär und nochmals
gefragt hätte, aber nein, das wär schon ok so: „it’s a special discount for
you, that is the correct amount that will be balanced on your account“. Wow,
ich hab mich mehrfach bedankt und für das „doppelt gesparte Geld“ grad noch ein
paar Clotted Cream Short Breads für Mutti besorgt ! Dass sie auch eine Art „
königliche Crèmeschnitten-Kur“ zuhause hat, wenn wir wieder da sind.
Tja, ich
weiss zwar noch nicht, wie ich die Shortbreads transportieren soll, ohne, dass
Mutti die nachher mit dem Löffel essen darf, aber irgendwas wird mir
einfallen... und sie hat ein bissel was zu zehren, bis ihre Reise im Dezember
dann im Mittelmeer mit der „MSC Fantasia“ los geht.
Jetzt wird’s aber Zeit, dass wir uns in Richtung Bibliothek
auf machen... der Kapitän wartet zwar nicht extra auf uns, aber die Zeit des
Wartens, bis wir dran sind, könnte sich verkürzen, je eher wir da sind... Na
ja, und zu unserer Beruhigung, es waren um 15:00 schon einige vor uns (wir
kamen grad bis zum Ende der Suiten / Anfang Behinderten-Rampe runter zu
Bibliothek), aber es kamen noch wirklich mehrere nach uns. Ein
Bibliotheksgehilfe hat (IKEA)Bleistiftchen und Zettele ausgeteilt, dass wir
drauf schreiben, was der Kapitän ins gekaufte Buch oder auf die gekaufte
Seekarte schreiben soll. Thomas meinte, er braucht das nicht. Nur Unterschrift,
das reicht. Die Leute guckten uns an... ei sowas von bescheiden (oder
bescheuert?), aber ja, das reicht doch.
Was wir (bzw. ich) dafür bekam, das war
viel mehr als ein vorgeschriebener Text wert ! Ich hab die Wartezeit mit Fotos
der hölzernen Bücher in den Hochglanz-Ecken machen verbracht,
wir haben zudem
die Dame vom Frühstück nochmal gesehen und uns kurz mit ihr unterhalten, ich
gab ihr (weil sie Brief & geschriebene Postkarten in der Hand hatte) noch
den Tipp mit dem Porto vom Empfang aus, dass sie sich nicht drum kümmern müsse
und tja, als wir dann dran waren, hat Thomas sein Buch hingelegt
und der
Kapitän grüsste uns beide und als er mich ansah (also nicht sonderlich
rausgeputzt... Jeans, Rolli-shirt und eine Frisur, wie ein „explodierter
Handfeger“ (frei nach Thomas)), meinte er doch glatt: „oh, no dress today ?“ und
macht mit den Händen so einen ausladenden Rock nach. Ich dachte mich tritt ein
Pferd... Er hatte doch die Bemerkung am Welcome-Gala-Abend über mein
Sternenkleid gemacht, und wahrscheinlich hat er mich auch mit dem
lila-Riesen-Ärmel-Kleid bei der World-Club-Gala gesehen, denn ich hab einfach
unverschämt drauf los fotografiert, als er angefangen hat zu erzählen und das
bleibt ja nicht ungesehen, wenn’s von vorne blitzt... Gut war ich nicht ganz
sprachlos, sondern entschuldigte mich, dass er aber übernächsten Abend nochmal
in die Gunst käme, mich in einem meiner Kleider zu sehen, wir blieben bis
Southampton an Bord, dann strahlte er „oh, good!“ und fragte, was Thomas denn
haben möchte und als er meinte „oh, just signature, that’s enough and I am
happy“, hat er seinen „Karl-Gustav“ (nö, Kevin
Oprey, Captain, Queen Mary 2) drunter gesetzt und die Assistentin neben ihm
hat dann nachdem sie gefragt hatte, ob wir das möchten, noch gestempelt.
Wir
haben uns bedankt, und sind dann abgezwitschert. Das hat ungefähr 40 min.
gedauert, bis wir das bekamen, aber er hat sich tatsächlich Zeit für jeden
einzelnen genommen, das ist echte Publicity-Arbeit und das Beste: über uns hat
die ganze Zeit das Nebelhorn getrötet, ein Blick aus den Fenstern der
Bibliothek hat bestätigt, dass es dringend nötig ist. Nicht mal klare Sicht bis
vor zum sich drehenden Radarbalken. Thomas meinte sogar noch, dass es sein
könne, dass der Kapitän die Signaturstunde ggf. absagt, wegen dem Wetter, da er
auf der Brücke unabkömmlich sei. Hätten wir noch verstanden. Aber: wozu gibt’s
Microsoft? (frei nach Captain Paul Wright von der Queen Victoria im 2008, der
ja jetzt in Rente ist) – und natürlich Staff Captains, die auch das
Kapitänspatent halten. Es geht nichts über fähige Mitarbeiter.
Auf unserem doch recht beschwingten Weg von der Bibliothek
das Treppenhaus A von Deck 8 runter bis zu Deck 4 und dann den gaaaanz (sicher
200 m) langen Gang bis hinter ans andere Ende zu unserer Kabine, sahen wir doch
schon so einen vereinsamten Koffer, der ab 18:00 für das morgige Check-out
abgeholt würde... Und dass hier nirgends Kinderwägen auf den Gängen stehen,
sondern die „Scooter“-Vehikel,
zeugt auch von einem „mittleren
Durchschnittsalter“ der Passagiere. Aber im Ernst, es sind bei weitem nicht so
viele „Alte“ hier, wie man/frau meinen wollte. Sicher, die Ferienzeit ist
vorbei und daher hat’s glaub ich nur 2 Kinder (Thomas hat sie gesehen, ich
nicht), aber das kann sich für die Woche ab/bis USA dann noch ändern.
Schaumamal.
Thomas ist ins Connexion-Center, um endlich mal normal
e-mails beantworten zu können (mit dem Smartphone ist das ja mit dem Surfen
ganz lustig, aber das Tippen ist auf dem richtigen PC doch besser, da lob ich
mir mein „Schlepptop“) und ich hab, nachdem wir das wertvolle Buch sowie
Mutti’s Shortbread in die Kabine zurück gebracht haben den Laptop wieder
geschnappt und bin zurück in den Wintergarten – mit Blick raus auf die
verregnete und total neblige Promenade von Deck 7.
Im Wintergarten macht sich eine französische Gruppe bereit
für ein Treffen, wie’s scheint. Ggf. TCS Schweiz? Hmm ... Auch egal. Die werden
wohl für morgen instruiert, wie das mit der Ausschiffung passieren wird. Wir
sind so dankbar, dass wir erstmal bleiben dürfen ! Also nee, jetzt gehen?
Neee....
Nicht, dass uns das Schiff so gefällt, das wir einziehen wollen, aber es
wäre noch deutlich zu kurz, um jetzt schon wieder zu gehen. Wir haben noch
nicht mal angefangen, die körpereigenen Batterien richtig zu laden. Gestern war
schon ein gutes Anzeichen, ohne Mittagsschlaf bis nachts durchzuhalten, ohne
sich kräftemässig zu sehr überwinden zu müssen.
Heute Abend einen „Leger-Elegant“es Abendessen
und bald in
die Heia, sonst wird das mit dem früh aufstehen nix, aber: wir bekommen ja noch
eine Stunde „geschenkt“, was uns in dem Fall natürlich entgegen kommt. Also
schaumamal, ne?
Vielleicht wird das mit 05:00 auf dem Deck unterhalb der Brücke
(Deck 11) ja doch was, für die Einfahrt durch die Brücke, um 05:30 Statue of
Liberty im Dunkeln/beleuchtet und dann halt in Richtung New York/Brooklyn
Berth. Schaumamal.
Wir bekommen zudem schon im Daily Programme die Kleiderordnung für den nächsten Reiseabschnitt bekannt gegeben, obwohl das mit der Überschrift und dem Rest der Route wohl nicht ganz passt, aber das ist ein "Detail"...
Also, das Abendessen war wieder lecker
und ich hab endlich
was dafür getan, dass ich nicht blöd sterben muss ! Ich hab ein Foto unseres
Chef de Rang und mittlerweile weiss ich auch, wie er heisst: Mahesh und kommt
aus Mumbai.
Dafür hab ich mir glatt einen Keks verdient...
So, wir haben es tatsächlich geschafft, um 22:20 im Bett zu
sein
- aber nicht, ohne kontrolliert zu haben, dass Homer noch an seinem Platz ist -
und das Licht zu löschen. Die Wecker sind gestellt, die Uhren auch nochmal
eine Stunde weiter zurück
(das macht das Ausschlafen trotz frühem Aufstehen
etwas leichter) und jetzt Licht aus!
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