Dienstag, 11. Oktober 2011

vierter Seetag


07:30, der Wecker (eigentlich das voreingestellte Mobiltelefon) klingelt, und ich schwing mich ins Bad, denn heute will ich nochmal schwimmen gehen, auch wieder vor dem Frühstück, was Thomas noch eine Extra-Stunde Schlaf einbringt. Für ihn stelle ich den Wecker am Kabinentelefon (der dudelt nicht so sanft, das Teil klingelt erbarmungslos laut in die Stille hinein) und mach mich im „Grill-Bademantel“ und den „normalen“ gestickten Cunard-Schlappen auf den Weg zum Innen-Pool auf Deck 12. Nur wenige Zimmerperlen sind schon an der (für uns sichtbaren) Arbeit. Ich gönn’s denen, wenn sie mal eine Zeit lang nicht bereits um 06:00 da stehen müssen, um die Zimmer zu richten, sondern auch später anfangen können, da die meisten Leute eh länger schlafen und später zum Frühstück gehen.

Ich wähle wieder den „Geheimweg“, also direkt in unserem Gang bis vor zu Stairway B und dann mit einem der verbliebenen funktionstüchtigen Aufzüge hoch zu Deck 12, wo ja direkt der Eingang zum Bad ist. Und? Na klar, sind schon wieder zwei Rentner am Schiwmmen, aber gut, ich wusste’s ja. Sonst müsste ich das um 06:00 mal probieren, dann hätte ich wohl eher Glück, oder die Tür zum Pool wär verschlossen, was die zweite Möglichkeit darstellt. Es ist keine Angabe im Daily Programme, ob das Innenpool über Nacht geschlossen wird oder nicht. Schlussendlich sind wir dann irgendwann zu viert in dem kleinen Becken, aber die zuletzt dazugekommene reisst sich am Riemen und krault nicht mehr, so bekomme ich nicht immer der ihre Wasserplatscher ins Gesicht und dann passt das. Sieh hat’s wohl von alleine gemerkt, oder versehentlich mal mein Missfallen im Gesicht erkannt, als es wieder geklatscht und rumgespritzt hat... Irgendwie schwimmen die hier keine Runden (hintereinander her, immer mit oder gegen den Uhrzeigersinn oder so), sondern Bahnen, jeder seine eigene. Daher geht’s grad so mit 4 Leuten, aber dann ist gut. Mehr ist nicht. Ich lass mich auch noch eine Runde Sprudel im Whirlpool „durchkochen“ und dann geht’s ab in die Dusche.

Als ich zurück in die Kabine komme, ist Thomas bereits aufgestanden. Der Telefonwecker hat seine Wirkung getan, aber wie... Ich muss erst mal auf’s Bett liegen und noch „abdampfen“... Mei, hat der Körper die Hitze vom Whirlpool gespeichert... Bis Thomas dann auch im Bad fertig ist, komm ich wieder langsam zu mir und richte mich für’s Frühstück im Britannia.

„Mr. Laundry“ hat wieder Dienst und strahlt uns (diesmal ohne Bemerkung) an und verweist uns (da wir nicht so früh wie gestern dran sind) an einen „fast“-Fenstertisch, der wieder nur für 2 Personen gerichtet wird.

Mein erster Eindruck vom Schwimmbad (hatte dort auch die Nase raus auf die Promenade gesteckt, da hat’s zwar ein bissel gelüftelt, aber überhaupt nicht kalt) bestätigt sich auf der (fast) „Augenhöhe“ mit den Wellen von Deck 2: strahlendster Sonnenschein, leichte Dünung und superschönes Wetter, blauer Himmel. Was will man/frau mehr?

Zuerst haben wir direkt nach dem Essen aber noch was vor. Wir wollen unbedingt unseren fleissigen Helferlein (Mutti hat ihre Sachen ja schon als „Sammlungs-Haufen“ im Kabinen-Schrank) zuhause noch was mitbringen – egal wie das ins Gepäck passen muss... Und es darf nicht zerbrechen können... Thomas hatte die geniale Idee schlechthin. Bodo & Michael haben überall irgendwelche Arten von Teddies im Haus. Und im Logo-Shop hat’s Teddies... der grosse wär der Hit gewesen, aber der wär wie ein Neugebornenes von der Grösse her, da hätt ich glaub Schwierigkeiten mit dem Transport (gilt fast als Extra-Gepäckstück und ich hab schon zwei Handgepäck-Teile, und zwar zwei volle...) also haben wir uns für den kleineren entschieden. Da gab’s zwei Varianten. Der eine war „nur“ ein Teddy mit „Sir Samuel‘s Special Edition 2011“ auf dem Fuss eingestickt und der trägt einen weissen Bademantel. Aber da ist irgendwie der Schiffsname nirgends, also entscheiden wir uns für den „Standard“-Teddy mit dem roten Nicki-Pulli, wo in Gold das Wappen von Cunard sowie „Queen Mary 2“ drauf steht und auf dem rechten Fuss das Wappen in Gold sowie noch in Rot der Schiffsname – Sämtliche Teile gestickt, bitteschön. Nix gedruckt. Das finde ich an den Teilen immer noch am schönsten. Also den haben sie sicher noch nicht. Ausserdem hat der Teddy ein „Fähnchen“ am Po angenäht, wo nochmals „exclusivley for CUNARD“ eingewoben ist, sowie auch die Pflegeanleitung (Waschen usw.).
Meine liebe Kollegin, die mich im Geschäft zwei Wochen vertreten hat und dann ja die Abteilung wechselte, bekommt einen Schlüsselbund (Queen Mary 2) mit drehbarem Wappen von Cunard mittig, dass egal ist, welche Seite sie anschaut, ist immer die „richtige“. Das Teil kann sie ja an ihre Handtasche klemmen – als Dekor oder so. Sie hatte sich so für uns auf die Reise gefreut, wurde währenddessen auch fleissig von mir immer mit Kurz-Übersichten inkl. Fotos in die Mailbox „gefüttert“, sodass sie auf dem Laufenden ist und quasi die Reise mit etwas Verzögerung miterleben konnte.

Tja, die Einkäufe in der Kabine verstaut und nichts wie hoch auf Deck 7 und raus an die „frische“ Luft, die richtig lauwarm ist. Mittags gibt der Kapitän bekannt, dass es 23°C sind. Entsprechend sind die Deckchairs auf der Sonnenseite des Schiffs komplett belegt, sodass wir uns dann halt eine der Teakholzkisten, die für die Aufbewahrung der Deckchair-Auflagen vorhanden sind, als Unterlage auswählen.
Thomas sitzt, ich leg mich hin. Ist mir grad egal. Was mir allerdings ein paar dunkle Schlieren auf der Jogginghose an den Knien einbringt. Macht nichts, ist wunderbar erholsam (nicht die Schlieren, das Liegen an der frischen Luft). Bald kommt die heimische Waschmaschine wieder zum Einsatz und „kümmert“ sich um die schmutzigen Knie.

Zwischen 11:00 und 12:00 stellen wir fest, dass der Wintergarten von einigen Leuten mit grossem Erstaunen (wir sind keine Ausnahme) „verschlossen“ vorgefunden wird. 
Viele zuckeln mit ihren Büchern unterm Arm wieder ab. Wir sassen gegenüber am Fenster und haben beobachtet, was da so läuft. Die haben den Bereich für eine „Senior Officers Party“ gerichtet. Schön, mit zwei Delphinen als Eisstatue und einem geschnitzten Eissockel, der einfach nur als Kühlung für den geräucherten Lachs dient, der vom Koch frisch aufgeschnitten und direkt dekoriert wird. 
Aus der Patisserie kommt noch der Bug der Queen Mary 2 in Schokolade als Dekor zu den ganzen Petit-Fours, die wir vom Abendessen im Britannia schon kennen. 
Die Kellner nutzen die Gunst der Minute, mit den fertig vorgerichteten Tabletts, noch kurz die Füsse auszuruhen, bevor der Tanz los geht.
Nicht viel später stand Freda (die Social-Hostess, die auch uns immer nach dem Namen fragt, wenn’s ans Kapitän-Begrüssen geht) vor dem Eingangstor und hielt Smalltalk mit den Gästen und nahm ihnen die Einladungskarten ab, ohne die keiner rein kam. Alle schon mehr oder weniger „in Schale“ (aber kein Abendkleid), so direkt nach dem Frühstück, ich glaub ich hätt das nicht gebraucht. Der Kapitän stand direkt am Tor und begrüsste wieder alle mit Handschlag und wir haben auch den jungen Kilt-Träger vom Porträtfoto mit seiner Begleiterin gesehen, diesmal allerdings ohne Kilt. Ja, da ging ganz schön die Post ab in dem „Garten“. War aber ein schöner Rahmen und nett gerichtet. Keine grosse Ansprache, einfach nur „gathering together“ und mehr oder weniger laute Unterhaltung mit dem Piano- (bzw. Flügel-)spieler in der Mitte, der auch fleissig seiner Arbeit nachgehen musste. Wir sind dann – wie vorab schon erwähnt, recht bald raus an die Luft und haben nach einer ¾ Schiffsumrundung auf der Promenade Deck 7 festgestellt, dass es auf der „Sonnenseite“, aber im Schatten der Tender auf den Teakholz-Truhen am besten ist, sich (Sonnenbrand-frei) auszuruhen, dem Rauschen des Meeres, bzw. dem klatschen der Wellen an der Schiffswand und einfach sonst nichts zuzuhören. Es haben sich auch alle dran gehalten. Keiner wollte „Nebengeräusche“ haben – ausser natürlich die Kapitäns-Info zur Mittagszeit. Die Gelegenheit hab ich dann auch schon mal genutzt, um den Fragebogen, den wir (wohl fälschlicherweise, da nur mit zwei Anlaufhäfen aufgezeigt) bereits kurz vor New York in der 1. Woche erhielten, mit Thomas zusammen auszufüllen. Gut, müsste da noch ein anderer, vollständiger kommen (heute oder morgen), denn ich hab natürlich wiedermal nicht alles fehlerfrei ausfüllen können... Da die Teile gescannt und elektronisch ausgewertet werden, ist das aber zwingend nötig, sonst können die Sachen nicht richtig evaluiert werden. Aber immerhin, dann muss ich nur noch „abschreiben“. Gut so. Ich muss das Teil nur ordnungsgemäss in der Kabine auf die Seite tun, um es dann auch, wenn wir’s brauchen, wieder bei der Hand zu haben.

Gegen 14:00 sind wir dann rein und haben uns was zum Mittagessen geholt, bevor die Buffets schliessen, bzw. umgebaut werden. Ausserdem hat es draussen ein bissel zugezogen und der Wind, doch immerhin mit 5 Beaufort Stärke, wurde etwas kühler.
Nach dem Mittagessen sind wir wieder in den Wintergarten aus dessen von uns ausgewähltem Teil (wegen der Steckdose für den Laptop) wir bald wieder verreisen mussten. Die Kellner haben schon wieder für eine „private Party“ gestuhlt.... Denen wurd’s heute auch nicht langweilig. Macht nichts. War einfach auf die „andere Seite“ der Schiffsmitte, also irgendwas mit 2,5 m oder so.

Als ich feststellte, dass die ersten Leute schon wieder mit Scones und Kaffee angerauscht kommen, hab ich mich schnell mal drum gekümmert, dass da auch ja nichts weggeworfen werden muss...
Ich hab mich wieder dran gehalten, keine Clotted Cream und Marmelade zu nehmen. Das dürfen die anderen, um den Schnitt von 1 Pfund / Tag Gewichtszunahme einzuhalten. Sonst kommt Ray Rouse, der Cruise Director, in die Bredouille, weil die Statistik nicht mehr stimmt. Dafür hab ich mir noch ein kleines Stück von vom leckeren „baked“ Cheesekake und natürlich Zwetschgenstreussel in Miniformat eingeheimst. Das muss bis 20:30 reichen – und tut’s auch sicher. Auf diesem Schiff muss niemand verhungern, er muss sich nur rechtzeitig dort aufhalten, wo grad was zu Essen angeboten wird.

Was auch immer jeder für eine Meinung von mir haben möge, aber so gesund lebe ich nur die Zeit auf dem Schiff (wie übrigens auf sämtlichen Schiffen, mit denen wir reisen, wann immer irgendwie möglich), wenn wir Ferien haben. Ohne Scherz! Ich nehme mir zuhause morgens nicht wirklich die Zeit und richte mir einen frischen Obstsalat aus drei verschiedenen Sorten Melone und frischer Ananas, hier lass ich mir das jeden Morgen bringen – wenn wir wegen Ausflügen oder so im Kings Court frühstücken, schau ich, dass ich auch diverse Früchte so bekomme. Für Mittags richte ich mir kaum keinen Salat selbst – ich hoffe auf eine gute Salatauswahl in der Kantine im Geschäft. Und die Früchtevielfalt, die hier mittags geboten wird, die hab ich zuhause, bzw. im Geschäft auch nicht – hier nutze ich sie. Abends wähle ich oft Geflügel oder Fisch (wenn’s nicht grad die Pasta ist, die mir am meisten aus der Auswahl zusagt), was relativ kalorienbewusst mit knackigem Gemüse angerichtet ist. Der Salat ist toll und das Dessert mit den Petit-Fours – na ja, das ist dann das „Tüpfelchen“ auf dem „Kalorien“-i.
Auf dem Daily Programme-Plan steht heute als Kleiderordnung (nebst der erneuten „Androhung“ von einer Stunde „Verlust“ über Nacht) wieder Formell. Wofür auch immer. Ich hab keine Ahnung. Die Einladung für die dritte Auflage World-Club Gala ist erst morgen. Im Programm steht aber kein besonderer „Ball“ angekündigt oder so. Macht nichts. Ich lasse auch heute den Reifrock im Schrank. Nicht, dass ich plötzlich gegen Schluss zu anfange zu schwächeln. Keine Bange ! Aber ich hab noch als „Semi Formal“ eingestufte Klamotten, die es mit den „Formal“-Teilen manch anderer noch aufnehmen kann, also darf da noch was nochmals an die „Luft“, bevor’s zuhause dann in die Waschmaschine wandert. Morgen zur Club Gala, da wird dann das rote Kleid nochmals ausgeführt. Fast „Cunard-Rot“-konform.

Gestern Abend haben wir noch auf dem Weg zum Sir Samuel’s die drei Werbekataloge, die uns im Laufe der Reise (je Abschnitt einen) in die Kabine gebracht wurden, wieder zum „Cruise-Sales-Office“ zurück gebracht. Wär schade, die Teile einfach in den Müll zu tun, wenn sie doch anderen noch dienlich sein könnten. Wir brauchen die nicht, und zerknüllt haben wir sie auch nicht. Also wanderten die Dinger schön in den Ständer vor dem Verkaufsbüro, wo die gleichen Teile bereits drin steckten. Stattdessen haben wir ein Doppelfaltblatt mit den Weltreisen 2013 rausgeholt, um nochmal zu bestätigen, welches Schiff welche Route nehmen wird und nach genauerem Studium festgestellt, dass da wohl ein „Lehrling“ (nicht dass die generell Fehler machen, aber denen gesteht man’s einfach eher zu) beim Beschriften der Häfen beschäftigt war... Lissabon ist eigentlich unterhalb in Portugal und Vigo oberhalb in Spanien am westlichen Rand der iberischen Halbinsel zu finden... Da es auch noch von verschiedenen Schiffen angelaufene Häfen sind (in der Liste drunter steht’s richtig, vor allen Dingen mit der Zuteilung der Schiffsanläufe) – siehe auch die unterschiedlichen Farben der Linien, bzw. Kreise (rot Queen Mary 2, blau Queen Victoria).
Das könnte zu Missverständnissen bei der Buchung kommen... Es gibt ja Leute, die halten sich eher an die Bilder, als an die geschriebenen Listen. Und wenn dann je nach Buchung Lissabon, bzw. Vigo (für Santiago de Compostella) nicht dabei sind, obwohl’s ja „versprochen“ war, dann gibt das am Ende Haue... Ich glaub, ich sag denen das mal besser, obwohl da sicher vor uns schon Leute drauf gekommen sind, aber eben... Die Tonnen von Prospekten, die bereits gedruckt sind, können sie deswegen nicht einstampfen, aber vielleicht für die nächste Auflage die Vorlage korrigieren?

Hinter mir ist die „Private Party“ in Gala-Outfit bereits in vollem Gang. Nach nochmaliger Rückbestätigung mit den Barkellnern, darf ich noch sitzen bleiben und würde wohl nicht stören. Also hol ich mir noch einen Basen-Tee, dessen Beutel ich sicherheitshalber im Grosspack mitgebracht hab, da ich sicher war, Twinings hat sowas nicht auf dem Schiff im Angebot, obwohl ja wirklich viele Sorten zur Verfügung gestellt werden.

Sodele, noch ein „Renn“ um die Promenade von Deck 7 für den Blick auf einen näcsten schönen Sonnenuntergang – obwohl sich langsam wieder Wolken am Horizont bilden -
und dann ab in die Kabine, 
Thomas auf Trab bringen und in die Klamotten für das nächste leckere Abendessen.
Der abschliessende Cocktail im Sir Samuel’s 
und der freundliche Hinweis auf dem Kabinen-TV, 
dass wir auch ja unsere Uhren eine Stunde weiter stellen, rundet diesen Tag ab.

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