Der Wecker ging wieder um 07:30 und als ich ins Bad ging,
hatte ich irgendwie das Gefühl, es schaukelt immer noch recht ordentlich. Ich
hab das Kabinen-TV angeschaltet mit dem „Captains Log“ und da stand’s auch:
Windstärke 9, Wellen 4-5 Meter. Na bitte. Ist zwar deutlich schwächer als
gestern Mittag, aber reicht immer noch als Erklärung, warum ich auf dem Klo unfreiwillig wie
in einem Liegestuhl sitze... (nach hinten gelehnt)... Das Schiff wird vom Wind
in "leichte" Schieflage gedrückt. Aber es rumpelt und „wedelt“ immer noch das
Heck durcheinander. Immerhin fahren wir noch.
Beim Frühstück bekamen wir (diesmal im ganz oberen Bereich)
wieder einen Fensterplatz, allerdings mit noch 6 anderen Leuten geteilt. War
aber sehr lustig. Und vor allen Dingen hatten wir einen Blick auf die
Windstärke 9, bei der teilweise sogar ein paar Sonnenstrahlen durch kamen.
Beim üblichen Gang in den Wintergarten für Tisch mit
Steckdose nebendran haben wir festgestellt, dass die Türen zur Promenade noch
immer geschlossen sind. Einige sogar „verschnürt“, weil der Wind stärker als
das Schloss ist.
Im Kings Court hat’s einen Trockner stehen, dass der Teppich
wieder trocken wird. Der Bereich war gestern Nachmittag komplett abgesperrt,
weil „geflutet“.
Der Kapitän gab gegen 10:30 wieder eine Durchsage (in
sämtlichen Räumen), dass wir aufgrund des Feuers im Gasturbinen-Auspuff und des
wirklich sehr starken Sturms gestern zwei Stunden Verspätung auf unserem
Zeitplan haben. Auch heute hat es noch Windstärke 9 und er bittet auch
weiterhin alle Passagiere, sich bitte gut festzuhalten, während sie sich
durch’s Schiff bewegen und bedankte sich für alle Geduld, die wir gestern
aufgebracht haben. Es hätte doch bewiesen, dass dieses Schiff tatsächlich für
solche Wetterbedingungen konzipiert sei. Was den Brand angeht, so konnte über
Nacht durch das Mechanikerteam – welchem er hiermit seinen ausdrücklichen Dank
aussprechen möchte – die durch den Brand defekte Gasturbine wieder vollkommen
instand gesetzt und zu voller Leistung gebracht werden.
Ja, es gibt nicht nur Busfahrer in New York, die Wunder
vollbringen können, sondern auch Mechaniker auf einem Schiff...
Wir „gammeln“ in aller Ruhe so vor uns hin, geniessen den
Ausblick auf die rauschenden Wellen, die wir im Wintergarten kaum spüren, nur
das Wind-Gepfeife der offenen (nicht schliessen wollenden Türen) hören wir und
das sorgt zudem noch für Frischluft in der ganzen Klimaanlagenluft. Sehr gut.
So kommen wir doch noch zu unserer Frischluft-Kur heute, auch wenn wir wieder nicht
raus dürfen.
Gegen Nachmittag sind einige Deck Attendants in Dicken
Anoraks mit gelben Gummihosen gegen den Regen draussen unterwegs (mittlerweile
ohne Sicherheitsgeschirr und grossem Karabinerhaken mit Seil dran) und spritzen
mit Hochdruckreinigern das Salz von den Deckchairs, den Fenstern und dem Boden,
sowie auch den Davits, denn das Zeugs ist ja sehr aggressiv. Andere rennen mit
dem Abzieher hinterher, um das Wasser vom Boden wegzubekommen. Die Türen sind
aber noch immer für „Otto-Normal-Verbraucher“ geschlossen.
Wir haben morgen eine weitere Tour gebucht „New York by Land and Sea“ und hatten diesmal im Daily Programme sogar den „Guide“ für New York beigelegt bekommen ! Beim ersten Mal ist das Teil „an uns vorbei gegangen“. Leider. Na ja. Wir brauchen’s ja nicht doppelt. So passt das auch. Ferner bekommen wir gegen Mittag eine Nachricht auf die Kabine, wann wir für unsere Tour im Theater anzutanzen haben. Ich lass das mal so, aber gegen frühen Abend geh ich dann doch an die Rezeption (das Tour-Office hatte schon zu), und meinte, dass das irgendwie zu früh sei, 07:30 im Theater, und die Dame meinte nur: doch, das passt schon, wenn Ihre Tour um 08:00 los geht. Ich erwähnte dann nur vorsichtig, dass ich nicht gewillt sei, nach Brooklyn und unserem Tourbus zu schwimmen, denn der Kapitän meinte doch, wir kämen ca. 2h später in New York an, als geplant, will heissen, erst um 08:30. Sie schaute ganz vorsichtig und hat dann wohl gemerkt, was sie da gesagt hatte.
Ich hab das dann abgeschwächt und gemeint, dass ich seit mittags noch nicht wieder in der Kabine war und ob vielleicht eine neue Info rausgegeben worden sei? – oh ja, da war ein neuer Zettel, der müsste jetzt da sein. Also bin ich halt nochmal zurück zur Kabine – ein gutes Training, denn wir sind ja heute kaum gelaufen (ich spür die Waden von Quebec am 03.10. in der Nacht übrigens immer noch !), und tatatataaaa! Da war der Zettel mit den diesmal „richtigen“ Zeiten drauf. Das gibt uns guten Vorschub. Wir können etwas länger schlafen, dann in Ruhe auf Deck 11 für die Brücke + Einfahrt nach New York in der Hoffnung, diesmal ist die „grüne Olga“ nicht so schamhaft verhüllt, wenn wir ankommen, und danach dann in Ruhe zum Frühstück.
hab
ich nur wieder einen „Berg“ Koffer gesehen.
Na ja in einer Woche sind auch wir
dran, aber erst in einer Woche, und dann ist’s auch gut, würd ich sagen. Ich
glaub, bis dahin sind wir dann soweit, dass wir die 13 Monate vorher
„aufgearbeitet“, bzw. wieder „nachgetankt“ haben. Selbst, wenn wir fast täglich
eine Stunde „geklaut“ bekommen, um wieder auf den (zeitlichen) Boden der (vorerst
britischen) Tatsachen zu kommen. Wenn wir in Basel landen fehlt ja noch mal
eine Stunde. Nun gut. Passt schon. Dafür haben wir dann das Wochenende (mit
Wäsche usw.) um wieder „eingenordet“ zu werden. Aber wie gesagt, das hat noch
eine ganze Woche Zeit.
Mein Taschenbuch (300 Seiten) hab ich auch endlich
ausgelesen, das Ding dann bei der Bibliothek in die Bücherrückgabe als
„Donation“ versenkt und bei der Gelegenheit noch ein Bild vom tollen
Sonnenuntergang erhaschen können.
Zwar durch die total versalzten
Frontscheiben, aber immerhin. Schöööön... Und wenn man denkt, die Bibliothek
ist auf Deck 8 bitteschön.... das sind mindestens ca. 30m über dem
Meeres-Niveau. Und die Fenster sind wirklich stark versalzen. Da sind so einige
Brecher gestern bis da hoch gespritzt...
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